Mittwoch, 2. Mai 2007

Die Ben Yehudah

B"H

Neulich fand ich auf Youtube einige Videos ueber die beruehmte Jerusalemer Fussgaengerzone Ben Yehudah. Nach dem Abschauen war ich total enttaeuscht. Mit den Augen der Touristen wurde die Ben Yehudah vorgestellt. Ein Jerusalemer wuerde diese eigentlich recht kurze Strasse anders darstellen.

Was mich besonders aufregte war, dass der Schwarma u. Falafelstand Moshiko als gut und billig vorgestellt wurde. Gut vielleicht, aber bei Moshiko handelt es sich um einen der teuersten Falafelstaende ueberhaupt. Einige Meter weiter in der King George gibt es Schwarma (Doener) und Falafel zum halben Preis.
Trotz aller Touristenbeschreibungen und dem bei ihnen so beliebten Cafe Rimon ist die Ben Yehudah in der Innenstadt schon laengst nicht mehr das, was sie einmal war. Die Geschaefte fuehren fast nur Touristenartikel und sind fuer die Jerusalemer daher eher uninteressant. Es gibt eigentlich nichts, was ich in der Ben Yehudah kaufen koennte.

Israelis haben vor Jahren die Canyon entdeckt, die Einkaufsparadiese. In Jerusalem findet man sie abseits der Innenstadt, in Talpiot (Buslinie 14 und 14a) oder im Canyon Malcha (Buslinie 6 bis Endstation). Fast jeder groessere Stadtteil hat heute seinen eigenen Canyon, so auch Pisgat Zeev (Buslinie 6 in die entgegengesetzte Richtung).
Die Canyon bestehen aus Hunderten von Geschaeften, Cafes, Fastfood -Ketten und Kinos. Ausserdem sind sie billiger als die auf wohlhabende Touristen getrimmte Ben Yehudah.
Ein weiterer Grund fuer die Beliebtheit der Canyon ist das Wachpersonal vor jedem Eingang. Jeder Besucher muss Sicherheitschecks wie z.B. eine Sicherheitsschleuse durchlaufen und jede Tasche wird durchsucht.

Vor Jahren schon schlugen die Ladeninhaber in der Ben Yehudah Alarm. Die Canyon wuerden taeglich Tausende Besucher anziehen, wohingegen die Fussgaengerzone leer bliebe. Die Haendler verlangten sogar Steuernachlaesse von der Stadtverwaltung, denn die ewigen Terroristenattentate in der Innenstadt wirken sich geschaeftsschaedigend aus, da niemand mehr kommt.
Die Stadt versuchte einiges, um die Leute in die Innenstadt zu bringen, doch vergeblich, was ich gut verstehen kann. In den Canyon herrscht ein anderes Flair und es wird fuer alle etwas geboten. Ausserdem ist alles neu und sauber, was man von der Ben Yehudah nicht gerade sagen kann. Und wieso soll ich bei Moshiko sitzen, wenn ich im Canyon eine bessere und billigere Falafel bekomme ?

Allerdings war es ausgerechnet in der Ben Yehudah, dass ich vor fuenf Jahren Ehud Olmert zum ersten Mal live sah. Zusammen mit dem ehemaligen New Yorker Buergermeister Rudi Giuliani hielt er eine Anti - Terror Rede. Das Publikum liebte Giuliani, weil der fuer sein rigoroses Durchgreifen in New York bekannt war. Genau das wuenschte man sich auch in Jerusalem und wollte ihn zum Buergermeister und nicht Olmert.
Jetzt ist Olmert Ministerpraesident und immer noch unbeliebt. Aussenministerin Zipi Livni will ihn stuerzen und er verwarnte sie schon. Wenn sie mit ihren Intrigen nicht sofort aufhoere, muesste sie selbst zuruecktreten und nicht er. Warten wir mal ab…..Vielleicht steht Olmert ja sonst demnaechst wieder in der Ben Yehudah. Vielleicht bei Moshiko.

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