Dienstag, 31. Juli 2012

Madonna unterm Hakenkreuz

B"H

Eine alternde Madonna, die vor keiner Peinlichkeit mehr zurückschreckt. 



Madonna und ihre neue Show mit Hakenkreuz. 
Mehr dazu bei Jewcy !

Ramat Beit HaKerem

B"H

Der Jerusalemer Stadtteil Beit HaKerem galt bis vor Jahren noch als eine Art Künstlerviertel. Viel Grün und nette gepflegte alte Häuschen mit Flair. Neben den sogenannten Künstlern liessen sich viele Studenten und Rentner nieder. Wer am Kikar Denmark (Dänemark - Platz) vorbeilief, der hörte viel Deutsch, denn bis heute scheinen sich recht viele Holocaust – Überlebende in der Gegend aufzuhalten. 

Beit HaKerem war und ist nicht billig. Das fehlende Flair mag weniger Leute anziehen als die attraktivere German Colony oder Katamon, doch auch in Beit HaKerem läßt es sich gut leben. 

Seit einigen Jahren befindet sich zwischen dem Sha’arei Zedek Medical Center und dem alten Beit HaKerem das Neubaugebiet RAMAT BEIT HA’KEREM. Und das sieht alles andere als billig aus. Mieten liegen sicher hoch und was eine Eigentumswohnung kostet, will ich erst lieber gar nicht wissen. Touristen kommen nicht nach Ramat Beit HaKerem, denn der Stadtteil ist ein reiner Wohnbezirk. Dennoch läßt es sich in der kleinen Shopping Meile aushalten. Cafes, Schwarma (Döner), Pizza, Sushi und Supermarkt. Und was besonders herausragt: Normale Leute und nicht all die Möchtegerns aus Katamon oder die Arsim (sephardisch – jüdische Männer ohne viel Bildung, die meinen, überall herumgröhlen zu müssen) aus der Innenstadt oder Talpiyot. 

In Ramat Beit HaKerem ist man aschkenazisch, jung, mehr oder weniger erfolgreich im Beruf, Mittelschicht und teilweise sogar recht spiessig. 












Photos: Miriam Woelke

Unterhalb Jerusalems SAITEN - BRÜCKE




Jerusalem und seine "SAITEN - BRÜCKE". 
Wer es nicht erkennt: Die Form der Brücke soll eine Harfe a la König David darstellen. Die Brücke befindet sich gleich an der Stadteinfahrt / Ecke Herzl Boulevard. 

Photos: Miriam Woelke

Teure Kuchen im Cafe Joe

B"H 

Ab morgen wird also alles teurer, denn die Mehrwertsteuer steigt von 16 auf 17% an. Allerdings ist ein Ende noch lange nicht abzusehen, denn Netanyahu plant für das Jahr 2013 weitere Steuereintreibungen. Vielleicht sollte auch ich mich daher heute noch zum Einkaufen bewegen, solange für ein paar Stunden noch der alte Preis gilt. 

Obwohl Besserverdienende von morgen an höher besteuert werden, so zahlen wir dennoch alle den Preis. Lebensmittel werden noch teurer und mit Ausgehen ist auch nicht mehr so viel drin. 

Apropos AUSGEHEN: 

Ab und zu gehe ich schon mit Freunden zum Essen aus. Ansonsten jedoch beschränkt sich mein “Ausgehen” eher auf eine Tasse Kaffee. Sei es im Sitzen (was in vielen Jerusalemer Cafes mehr kostet) oder Take Away mit Pappbecher. 

Persönlich finde ich die Kaffeehauskette CAFÉ JOE am Schlimmsten. Nicht nur, weil die Tasse Kaffee recht klein ausfällt, dafür aber viel kostet. Neulich lud ich eine Freundin ins JOE ein und wollte, neben dem Kaffee, etwas Gutes tun. Also bestellte ich zwei kleine Kuchenstücke, die man mit zwei kleinen Bissen weggeputzt hätte. Mein Bruder würde dies sogar mit einem Biss erledigen. 

Die Kassiererin meinte zu mit: "Das mache dann 90 Schekel (ca. 18 Euro)". 

Ich dachte, ich höre irgendwie falsch und fragte nochmals nach. Sie zeigte mir die Rechnung und ein Kuchenstück kostete doch glatt 29 Schekel (ca. 5,5 Euro). Dabei sah man es kaum. 

Genervt bestellte ich die Kuchen ab und nahm nur den Kaffee. Wäre ich Bill Gates, hätte ich die Kuchen genau so zurückgehen lassen. Der Preis war mehr als unverschämt und wer in der AROMA Kette für ein paar Schekel mehr gleich ein ganzes Menu bekommt, der wird im Café Joe abgezockt.

Montag, 30. Juli 2012

Derech Beit Lechem / Baka

B"H

Zwischen den IN Straßen Emek Refa’im (German Colony / Katamon) und der Derech Beit Lechem befindet sich eine ebenso begehrte, wenn auch nicht billige, Wohngegend: Der Jerusalemer Stadtteil BAKA mit seiner Hauptstraße Derech Beit Lechem. 

Immer wieder neu erinnert mich die Gegend um die Derech Beit Lechem an eine richtige kleine Nachbarschaft. So mag man sich den idealen Stadtteil vorstellen, in dem man zuhause ist. Cafes, Geschäfte, nette Häuser und nebendran das Industrie – und Einkaufsgebiet Talpiyot. 

Die Derech Beit Lechem ist mit der Buslinie 7 zu erreichen und wer sich in der Gegend aufhält, der kann von der Emek Refa’im, Talpiyot oder Arnona aus bequem laufen. Aus der Stadtmitte heraus empfiehlt sich ein Bus. 

Es muss nicht immer die wilde abendliche Action in der überteuerten Emek Refa’im sein, sondern der Normalo findet auch in der Derech Beit Lechem ein gepflegtes Nachtleben mit Waffle Bar, Bagel und Cafes. 




Stadtteil Baka in Jerusalem

Photos: Miriam Woelke

Photos vom Hadassah Ein Kerem Hospital (Jerusalem)

B"H 

Mir geht es mittlerweile wesentlich besser und selbst die Rippenprellungen gehen nach dem Unfall vor drei Wochen allmählich zurück. Noch nicht vollkommen, aber es geht gesundheitlich wieder aufwärts. 

Die Schwerverletzte des Jerusalemer Busunfalls liegt nach wie vor im Hadassah Krankenhaus und ich werde sie diese Woche erneut besuchen. Das Hadassah Ein Kerem Hospital selbst befindet sich etwas außerhalb Jerusalems und gleicht einer eigenen "Stadt". Mit eigenem Postamt, Reisebüro, Bankfiliale, Touristeninfo für Patienten, Cafes und und und. Sogar eine Schuldnerberatung für jene Patienten, die Probleme haben, ihre Krankenhausrechnung zu begleichen. Nicht alle Kosten werden von der Krankenkasse übernommen und wer keine zusäzliche Krankenversicherung abschliesst, findet sich nicht selten mit den Kosten wieder, die er dann teilweise allein tragen muss. Kurz gesagt, Hadassah Ein Kerem ist ein risen Komplex, auf dem man sich erst einmal zurechtfinden muss. 


Mitten im Jerusalemer Wald: Der Komplex des Hadassah Ein Kerem Hospitals











Photos: Miriam Woelke

Wie die syrischen Rebellen falsche Informationen verbreiten

B"H

Auf www.rotter.net fand ich einige recht interessante Aufdeckungen, wie die syrischen Rebellen die ausländische Presse mit Falschinformationen versorgt. Ich bin weder Assad – noch Rebellenfan, doch empfinde ich es mehr als bedrohlich, dass die Al Khaida sowie anderweitige arabische Terroristen auf der Rebellenseite aktiv mitkämpfen. Damit wird aus Syrien alles andere als ein demokratisches Land. Was uns dagegen erwartet, ist ein weiterer terroristischer Ayatollah – Staat.


 
Genau wie das Assad - Regime, schrecken die syrischen Rebellen nicht vor der Manipulation zurück. So zeigt das obere Photo links ein Originalphoto der RUSSISCHEN Armee nahe Georgien. Die syrischen Rebellen jedoch nahmen das Photo, um sich eines Photoshops zu bedienen. Aus den russischen Panzern wurden, im Photo rechts, SYRISCHE Panzer.



Auch die österreichische KRONEN ZEITUNG übernahm einen Photoshop aus Syrien.


Rechts sehen wir das Originalphoto, doch die KRONEN ZEITUNG publizierte einen Photoshop (links im Bild).

Die Rebellen haben ihre Agenda und so hat die internationale Presse ihre Agenda. Die Frage ist nur, welchen (Falsch)informationen der Leser bzw. Verbraucher am Ende "Glauben" schenken darf. 

Donnerstag, 26. Juli 2012

Israels Großbäckerei ANGEL in Jerusalem

B"H  

Das Familienunternehmen ANGEL (ausgesprochen: Andschel) ist der größte Bäckereibetrieb Israels mit Hauptsitz im Jerusalemer Stadtteil Kiryat Moshe (Ecke Kanfe'i Nesharim / Farbstein Street). In der Produktion arbeiten meistens Araber und russische Einwanderer. Nebendran befindet sich der Fabrikverkauf mit Kaffeeausschank und kleiner Essecke (Eingang: Farbstein / Beit HaTfus). 

Obwohl ich kein großer ANGEL – Konsument bin und das Brot eh viel zu wässerig finde, zum Fabrikeinkauf begebe ich mich schon ab und zu. Apfel in Blätterteig gebacken kann ich wärmstens empfehlen. 







Photos: Miriam Woelke

Erhoehung der israelischen Mehrwertsteuer zum 1. August 2012

B"H 

Alles regt sich tierisch auf, doch am Ende zahlen wir alle, ohne groß zu murren. Netanyahu wählte den Zeitpunkt denkbar günstig, denn die Knesset geht in eine lange Sommerpause (bis Mitte Oktober) und wen kümmert das Thema dann noch ? 

Ab heute zahlt der israelische Verbraucher drei Schekel mehr für Zigaretten und Alkohol. Mich betrifft das kaum, da ich weder rauche noch groß Alkohol trinke. Ausgelassen werde ich dennoch nicht, denn ab dem 1. August steigt die israelische Mehrwertsteuer von 16 auf 17%. Die Regierung braucht Geld und jammert, dass der Ölpreis und alles andere international teurer wird. Und da ziehen Netanyahu und Finanzminister Yuval Steinitz gerne mit. 

Alles wird teurer und wem das noch nicht reicht: 

Ab August steigt auch der Strompreis nochmals tüchtig an. Demnach erhöhte sich der Strompreis in den letzten eineinhalb Jahren insgesamt um 25% ! 

Benzin zieht auch wieder an und kurz festgestellt: Unser Leben wird noch teurer.

Tisha be'Av und Rabbi Yehudah HaLevi


 Eingang zum "Bell Park - Gan HaPa'amon" in Jerusalem

Photo: Miriam Woelke

B"H

Am Samstag abend, wenn der Schabbat endet, geht die jüdische Welt direkt in den Tisha be'Av. TISHA be’AV steht für den 9. Tag im jüdischen Monat Av, in welchem wir uns gerade befinden. Kurz gesagt steht der Tisha be’Av für die Zerstörung beider Jerusalemer Tempel. Einmal durch die Babylonier und später durch die Römer. Ein tragischer Tag für das Judentum, welcher seinen eigentlichen Ausgang in einem vorangegangenen Event hat. Aber dazu heute noch mehr auf meinem Hamantaschen – Blog.

Ursprünglich plante ich einige weitere Artikel, musste das Schreiben aber gestern aufgeben, da ich immer noch an einer beidseitigen Rippenprellung leide. Geprellte Rippen sind alles andere als lustig und gestern war einmal wieder so ein Tag, an dem ich nicht wusste, ob und wie ich sitzen oder liegen sollte. Heute nachmittag habe ich noch zur Physiotherapie und vielleicht hilft das ja ein wenig.:-) 

Eine Freundin von mir verfasste unterdessen einen sehr guten Artikel zum EGGED Busunfall. Eine Beschreibung von einer Außenstehenden, die da doch nicht ganz so außenstehend war:



Tisha be'Av beginnt also am Samstag abend und der Tag zeichnet sich dadurch aus, dass 25 Stunden lang gefastet wird. Allgemein gelten all dieselben Regeln wie am Yom Kippur (Versöhnungstag), nur mit dem Unterschied, dass das öffentliche Leben nicht stillsteht. Es fahren Busse, vielerorts wird gearbeitet und in Tel Aviv merkt man noch nicht einmal, dass Tisha be’Av ist. In Jerusalem hingegen werden am Sonntag zahlreiche Einrichtungen geschlossen sein. Überhaupt bin ich der Meinung, dass nirgendwo auf der Welt der Schmerz um die verlorenen Tempel intensiv gefühlt werden kann als in Jerusalem selbst. In der messianischen Zeit dagegen wird es einen Dritten Tempel geben und der einstige (jetzige) Trauertag Tisha be’Av wird zum Freudentag warden

Am Abend des Tisha be’Av werden sich Tausende Juden an der Klagemauer (Kotel) versammeln und KINOT (ein Buch mit zahlreichen Versen zum Leiden der Juden über die Jahrhunderte hinweg) lesen. Unter anderem beinhalten die Kinot Verse aus der Zeit der Kreuzritter und deren Morde an den Juden Europas sowie Jerusalems. Verse über die Zeit der Inquisition und die Folterungen sowie Morde an den Juden Spaniens und anderswo. 

Kurze Anmerkung: Es gibt KINOT der aschkenasischen Judenheit und jene der sephardischen Juden !!!

Mit einer Freundin nehme ich am Marsch der WOMEN IN GREEN um die Altstadtmauer teil. Danach planen wir, mindestens einen Schiur (relig. Vortrag) zu besuchen. Schiurim finden in der Nacht des Tisha be’Av fast an jeder Jerusalemer Ecke statt. Bereits gestern abend war ich bei meinem allwöchentlichen Schiur, in welchem es normalerweise um die Sichtweise des Rabbi Yehudah HaLevi zum Land Israel geht. Hierbei besonders bezogen auf die Inhalte des Buches HA’KUZARI. 

Gestern abend jedoch hatte Rabbi Chaim Eisen einige Piyutim (Gedichte) von Rabbi Yehudah HaLevi zusammengetragen. In diesen Piyutim beschreibt Rabbi Yehudah die Leiden der jüdischen und moslemischen Bevölkerung Jerusalems beim Einfall der Kreuzritter im Jahre 1099. Rabbi Yehudah war ein Zeitgenosse, wenn er auch zu der Zeit in Spanien lebte. Als die Kreuzritter Jerusalem erreichten, wurden als erstes sämtliche Juden und Moslems umgebracht. Außerdem lasen wir Piyutim über die Massaker von Christen und Moslems an den Juden von Toledo. Nach diesen Pogromen im 12. Jahrhundert beschloss Rabbi Yehudah nach Israel zu ziehen. Ein Leben in der Diaspora sei für einen Juden ein Ding der Unmöglichkeit. Jeder Jude in der Diaspora muss sich innigst danach sehen, nach Israel zurückzukehren und nicht nur ab und an einmal kurz sagen, irgendwann werde er vielleicht einmal dorthin ziehen. 

Diaspora - Juden hören es nie gerne, doch Rabbi Yehudah hatte schon seinerzeit mehr als Recht. Die Mehrheit der Diaspora – Juden ist bis heute nicht bereit, dass bequeme Leben in der Diaspora aufzugeben und nach Israel zu ziehen. Genau wie damals die Juden Babylons, welche eigentlich von Nebuchadnezzar nach der Ersten Tempelzerstörung von Israel nach Babylon verschleppt worden waren, sich es dann aber in der Diaspora gemütlich einrichteten und nicht bereit waren, unter dem Propheten Ezra nach Jerusalem zurückzukehren, um den Tempel wieder aufzubauen.

Dienstag, 24. Juli 2012

Straßenszene in Jerusalem: Kanfe’i Nesharim / Yemin Avot


Heute morgen: Kreuzung Kanfe'i Nesharim Street / Yemin Avot im Stadtteil Kiryat Moshe (Jerusalem). 

Photo: Miriam Woelke

Ärztegespräch

B"H 

Als ich vor zwei Wochen eine Nacht im Krankenhaus verweilen musste, wurde ich Zeuge der folgenden Szene: 

Zwei Ärzte betraten einen der Räume der Notaufnahme des Jerusalemer Sha’arei Zedek Hospitals und kümmerten sich um eine mir gegenüber liegende ältere Frau. Ich weiss nicht, was sie hatte, aber die beiden Ärzte beschlossen, ihr einen Katheter zu legen. 


Sha'arei Zedek Medical Center in Jerusalem

Photo: Miriam Woelke

Ein Wagen mit medizinischem Equipment wurde hereingeschoben und zwei Krankenschwestern trafen die Vorbereitungen. Währenddessen fachsimpelten die zwei Ärzte weiter, wobei der offenbar leitende Arzt dem zweiten anerkennend auf die Schulter klopfte: "Gut gemacht", sagte er. Der so geehrte Arzt freute sich total, was man ihm offen ansah. 

Der leitende Arzt war ein haredischer (ultra – orthodoxer) Jude und derjenige, dem er auf die Schulter klopfte, war ein palästinensischer Arzt. So arbeiten viele Juden und Palästinenser in Israel zusammen und die beschriebene Szene ist ganz gewiss keine Ausnahme in unserem Land.

Montag, 23. Juli 2012

JERUSALEM: "Der EGGED Bus, der rückwärts fuhr"


Am Zentralen Busbahnhof von Jerusalem in der Jaffa Road. Von hier aus fahren die lokalen Linienbusse der staatlichen Busgesellschaft EGGED. Im Busbahnhof fahren die EGGED Busse in sämtliche Orte des Landes.









Auf beiden Fahrseiten befinden sich die Haltestellen in unterschiedliche Richtungen der Stadt. Im Vordergrund, auf der rechten Seite, fahren die Linien aus Richtung Herzl Boulevard kommend in Richtung Innenstadt (Machane Yehudah, King George bis in die Germany Colony oder nach Talpiyot). 

Photos: Miriam Woelke
B"H 

In Israel ist vieles anders und so verwundert es nach einer Eingewöhnungsphase auch niemanden mehr, wenn er vielerorts EGGED (oder in Tel Aviv DAN) Stadtbusse sieht, die nicht an der eigentlichen Bushaltestelle halten, sondern mitten auf der Fahrbahn. Die Busse schwenken erst gar nicht an die Haltestelle ein. Vielfach ist am Jerusalemer Busbahnhof zeitlich gar kein Haltestellenplatz für all die heranströmenden Busse vorhanden. So fahren einige Busse an die Bordsteinkante heran und lassen Fahrgäste ein – und aussteigen. Andere, eher ungeduldige Fahrer, jedoch parken nicht ein, sondern bleiben stattdessen auf der zweiten Fahrbahnspur stehen. Mitten im Verkehr muss sich der Fahrgast zur Bustür quälen. Gesetzlich ist das den Busfahrern untersagt, doch scheren tut sich kaum jemand darum. Man darf sich halt nicht erwischen lassen. 

Es ist genau zwei Wochen her als einigen Fahrgästen, inklusive mir selbst, diese Fahrweise fast zum Verhängnis wurde. Tatort: Die lokalen Haltestellen gegenüber dem Zentralen Bsbahnhof in Jerusalem. 

Ich wartete auf meine Buslinie 74, mit der ich heimfahren wollte. Obwohl ich nicht direkt im Stadtkern lebe, habe ich dennoch mehrere Busse zur Auswahl. Die Linie 75 hatte ich gerade verpasst und so wartete ich auf die nächste mir zur Verfügung stehende Buslinie. Zuerst kam die Linie 18 Richtung Katamon. Die 18 parkte fast vor mir und ich achtete nicht darauf, ob der Fahrer eine Pause einlegte oder auch Leute einstiegen liess. Nach der 18 kam ein weiterer Bus, der weiter oben an einer anderen Haltestelle parkte. Vielleicht die Linie 30. Auch hier achtete ich nicht besonders darauf, denn meine Linie 74 erschien auf der Bildfläche. Aus der Richtung Herzl Boulevard kommend parkte die 74 hinter der 18 und wartete, dass die 18 und der Bus weiter oben die Haltestellen verliessen. 

Bei der Linie 74 handelte es sich um einen der langen neuen Busse. Alle drei Busse waren übrigens "Made in Germany", so die Polizei später. Nach ca. einer halben Minute des Wartens verliess den Fahrer der 74 die Geduld. Er überholte die 18 und blieb mitten auf der Fahrbahn stehen. Bedeutete, dass wir einsteigenden Fahrgäste vor der Linie 18 vorbeilaufen mussten. 

An den weiter oben parkenden Bus dachte in dem Moment kein Mensch, denn der war ja weit weg. Circa zehn Fahrgäste hatten sich vor der offenen Tür der Linie 74 postiert und waren dabei einzusteigen. Ich dachte mir, dass ich mir das kurzweilige Gerangele nicht antue und ging langsam an der 18 vorbei und auf die 74 zu. Plötzlich vernahm ich ein riesen Geschrei hinter mir. Ich drehte mich um, um nachzusehen, was vor sich ging. Soweit kam ich gar nicht mehr, denn ich sah beim Aufblicken den Bus, der viel weiter oben geparkt hatte, auf mich zurollen. Nur noch einen Meter Abstand zwischen ihm und mir. Einen Meter oder weniger. 

Ich stand nur da und dachte, dass kann doch nicht sein. Das nächste, woran ich mich erinnere ist, dass der Bus mich auf die Vorderseite (des Fahrers) der Linie 18 drückte. Ich verspürte einen derartigen Schmerz im Rücken, dass ich für einige Sekunden das Bewusstsein verlor. Als ob jemand mit den Fingern geschnippst hatte, erlang ich das Bewusstsein wieder und befand mich in einer ganz anderen Position. Fast einen Meter weiter auf den Beinen stehend. Aber in eine ganz andere Richtung schauend. 

Was ich zuerst sah, war die (wie ich heute weiss) 19 – jährige Amerikanerin Jordan, welche zwischen der 74 und dem Bus, der mich rammte, eingeklemmt war. Eingeklemmt von den Beinen bis zum Brustkorb. Brust, Kopf und beide Arme hingen heraus und sie versuchte verzweifelt zu atmen. Ihr Körper lag sozusagen weit mehr als 1,5 Meter eingeklemmt in der Luft zwischen zwei Bussen. Es war die schrecklichste Szene, die ich jemals in meinem Leben sah. Ich dachte nur, dass kann doch alles nicht sein. Ich schaute auf die eingeklemmte Amerikanerin und dann nach links in den schmalen Raum zwischen den Linien 18 und 74. Alles voll zerbrochenem Glas. Kein schneidendes scharfes Glas, sondern eher Glaskrümel. Mein erster Gedanke war, der Eingeklemmten zu helfen, doch dann ging nichts mehr. Der Schmerz im Rücken war so stark, dass ich mich entweder setzen musste oder drohte, ohnmächtig umzufallen. Ich setzte mich und dachte nur, dass ich mein Leben nicht im Rollstuhl weiterführen will. 

Irgendwie stand ich wieder auf und wollte nur noch weg. Ich bildete mir ein, dass all das nicht real sei und ich jetzt nach Hause gehe. Die Illusion hielt, bis ich beim Aufstehen mein zerrissenes Shirt und meine blutige Jeans sah. Ich war davon überzeugt, dass meine Wunde am Arm voller Glassplitter war, was sich am Ende, G – tt sei Dank, als falsch herausstellte. Trotzdem hatte ich zwei Löcher im Arm als mich der Bus mitzog. Mein Glück war, dass der Bus nicht direkt auf die 18 knallte, sondern eine Kurve machte und in die 74 rammte. Wäre er in die Linie 18 gerammt, würde ich dies heute nicht mehr schreiben. 

Es gelang mir aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen. Eher wie ein Zombie und mit einer Illusion im Kopf, die bei Traumata nur allzu normal erscheint. In dem Moment kamen ein paar junge haredische (ultra – orthodoxe) Yeshiva Studenten in den Raum zwischen den Bussen. In den Raum mitten auf der Fahrbahn. Ich sah alles grau und hörte das Stöhnen des Mädchens. Mitten auf der belebten Jaffa Road, wo sich außerhalb unseres grauen unwirklichen Vakuums Geschäfte und Snack Bars aneinanderreihen. Wo normalerweise Freude herrscht, aber diese Freude war für das Mädchen und mich abrupt beendet worden. 

Die Yeshiva Leute schrien auf vor Schock und jemand rief hinaus auf den Gehsteig, man solle dem Busfahrer sagen, sofort den Bus wegzubewegen. Sofort. Die Yeshiva Leute waren in Panik und zugleich zerrissen vom Anblick des Mädchens. Immer mehr Passanten strömten in das Vakuum, um zu sehen, was los ist. So viele, dass ich nicht mehr durchkam und erschöpft sagte: "SUS – Macht Platz !" Dann fiel ich fast auf den Gehsteig und sah nur noch schwarz – weisse Schatten, die wild auf und ab liefen. Schweigend sass ich auf dem Gehsteig, Ein Polizist kam, sah all das Blut und sofort kam ein haredischer (ultra – orthodoxer) Sanitäter der HATZALAH. Er legte mich auf den Gehsteig, schob mir seinen Motorradhelm unter die Beine und schon fühlte ich die Ohnmacht schwinden. Hunderte Leute starrten und ich war fast wahnsinnig vor Rückenschmerzen. Der Hatzalah – Sanitäter warf ein Pad auf meine Wunde und war auch wieder weg. Die Ambulanz kam und ich wurde per Spezialboard auf die Trage gehievt. “Rückentrauma” – so die Ärzte später. Dann dauerte es fast eine Stunde, bis der Krankenwagen abfuhr. 

In Israel ist man Katastrophen gewöhnt und weiss die Lage sofort einzuschätzen. Deswegen wurde ich als leicht verwundet betrachtet, wobei ich vor Schmerzen fast die Decken hochging. Der Weg ins Krankenhaus dauerte nur wenige Minuten. Angekommen ging es sofort in die Notaufnahme, wo ein Orthopädenteam wartete und mit mir sämtliche Übungen abzog. Beine strecken, hochheben, anziehen … ob auch bloß nicht die Wirbelsäule beschädigt war. 

War sie nicht, doch wusste ich nicht, wo vor Schmerzen ich zuerst schreien sollte. Wegen der Beinbewegungen oder der Krankenschwester, die meine blutigen Wunden säuberte. Danach gabs Spritzen gegen die Schmerzen und den Tropf. Die Umbettung tat gut, denn endlich war ich die harte Unterlage los. Nun gings in die Warteschlange zum Röntgen. Zweimal musste ich mit dem Bett im Röntgenraum einparken. 

Mittlerweile kamen zwei Freunde, die ich vom Krankenwagen aus angerufen hatte. Nach drei Stunden ging es zurück zum Orthopäden mit neuen Beinübungen. Diesmal fiel ich ohnmächtig um und eine Krankenschwester parkte mein Bett in ein Mehrbettzimmer hinter einem Vorhang ein. Eine Freundin blieb die ganze Nacht und meine Schmerzen liessen, Dank all der Spritzen nach. Dr. Feelgood sozusagen. 

Das eingeklemmte Mächen musste eine Stunde in ihrer Position ausharren, denn die Feuerwehr schnitt sie aus den beiden Bussen heraus. Beckenbruch, tiefe Schnittwunden der zerbrochenen Fenster an den Beinen und Verbrennungen. Ganz zu schweigen vom Schock. Bis zum Krankenhaus war das Mädchen bei Bewusstsein und noch in der Lage, die Telefonnummer ihrer Eltern in den USA bekanntzugeben. Danach kamen auch für sie die Spritzen und somit die Narkose. 

Gegen Mitternacht kam ein Polizist an mein Bett, der das erste von zwei Protokollen aufnahm. Fragen über Fragen zum Unfallhergang. Vor allem zu den Busfahrern. Gestern hörte ich, dass die Fahrer der Linie 74 und jenes Busses, der das Mädchen und mich rammte, ihre Buslizenz verloren und vor Gericht gestellt werden. Der Fahrer der 74, da er trotz Verbot, mitten auf der Fahrbahn hielt. Der zweite Fahrer wegen gravierender Fehler und die Polizei ermittelte in mehrere Richtungen, warum der Bus rückwärts ins Rollen kam. 

Von der Busgesellschaft EGGED haben wir bis heute nichts gehört und unsere eingeschalteten Anwälte müssen sich an die Versicherungsgesellschaft der Buslinie wenden. Am letzten Donnerstag sass ich erneut in der 74 und als wir den Busbahnhof erreichten, wartete der Fahrer in der Warteschleife. Gestern jedoch sah ich erneut Busfahrer auf der Straße halten. Alles also wie gehabt bis zum nächsten Unfall.

Danke für die Genesungswünsche

B"H 

Nochmals vielen Dank für all die e – mails, Kommentare und e – cards !!! 

Mittlerweile sind die Wunden verheilt oder zumindest wieder zugewachsen. Bleiben die Rückenprellungen und mit dem Schuheanziehen tue ich mich noch ein Weilchen schwer. Auch mit dem Schlafen, denn ich kann nur in bestimmten Positionen liegen. Aber das gibt sich schon wieder und ab und an begnüge ich mich mit meinen noch vorhandenen Schmerztabletten aus dem Krankenhaus.

Blick auf den Jerusalemer Wald mit dem Hadassah Ein Kerem Krankenhaus




Der riesige Komplex des Hadassah Ein Kerem Hospitals im Hintergrund. Drumherum der Jerusalemer Wald sowie der Stadtteil Ein Kerem.

Photos: Miriam Woelke

Aliyah nach Israel und Job im IT – Bereich ?


Wohnungen im Jerusalemer Stadtteil Rechavia. Allein diese unbedeutend erscheinenden Wohnungen kosten massig an Miete.

Photo: Miriam Woelke

B"H 

Eine Leserfrage, die sicherlich für viele andere Aliyahwillige auch interessant sein dürfte: 

Jemand aus Deutschland spielt mit dem Gedanken, nach Israel auszuwandern. Er ist Anfang 30 und beendete ein Informatikstudium. Hat derjenige gute Aussichten, in Israel einen Job zu finden ? 

Unabhängig von der Antwort möchte ich nochmals betonen, dass nur Juden berechtigt sind, Aliyah nach Israel zu machen. Sonstige Touristen sollten sich davor hüten, einfach so in Israel zu bleiben geschweige denn die Koffer zu packen, mit dem Ziel, sich in Israel niederzulassen und der Rest werde sich schon finden. 

In Israel gelten diesbezüglich strenge Aufenthalts – bzw. Einwanderungsregelungen, die stetig verschärft werden. Ohne Visum wird gnadenlos abgeschoben. Außerdem sollten Leute mit Touristenvisum immer daran denken, dass ihre Rechte eingeschränkt sind. Ob das auf dem Arbeitsmarkt ist oder im Gesundheitswesen. 

Was, wenn Euch etwas passiert, ihr krank werdet und ins Krankenhaus müßt ? Wer übernimmt die Kosten ? Dies beginnt schon allein beim Krankenwagen, der ohne Notarzt fast 500 Schekel (ca. 100 Euro) kostet ? Selbst die israelischen Krankenkassen übernehmen für die Ambulanz nicht immer die Kosten. Es sei denn, man bleibt eine Nacht im Krankenhaus. Aber auch in dem Falle bestehen noch weitere Kritierien. 

Die Top Hitliste in diesem Blog liegt, neben Holocaust – Themen, bei der Einwanderung nach Israel und ich nehme einmal an, dass viele Interessenten Nichtjuden sind. Leute, die sich, aus welchen Gründen auch immer, einfach so in Israel niederlassen wollen und eben das funktioniert in den seltensten Fällen. Anscheinend jedoch denken zu viele Leute, dass sie schon irgendwie alles geregelt kriegen und eine Abschiebung betreffe sie ja eh nicht. Einmal in Israel angekommen, tritt dann ziemlich schnell die Ernüchterung ein, denn alles ist teuer und wie sollen Rechnungen beglichen werden. Wo einen Job finden, wenn die Arbeitgeber keine Touristen mehr einstellen wollen, da dies Probleme mit sich bringt. Allein die Visavergabe kann zum Spiessrutenlauf werden und die Angestellten im Innenministerium sind alles andere als feinfühlig. Schlimmstenfalls bestellen die einen Streifenwagen und laden Euch direkt am Flughafen ab. Soviel zum Leben in Israel ! 

Zurück zur Jobfrage:

Es kommt zuerst darauf an, wo sich der Betreffende im Land niederläßt. Die großen IT – Centers liegen in und um Tel Aviv. Kleinere Bereiche finden sich in Jerusalem, doch im Technology Park am Har Chotzvim (zwischen Sanhedria und Ramot) sind fast nur junge Amerikaner beschäftigt. Und damit sind wir gleich beim großen Problembereich: Eine Menge amerikanischer Juden wandern nach Israel ein und viele kommen aus dem IT – Bereich. Somit werden die zum größten Konkurrenten des deutschen Einwanderungswilligen. 

Ferner werden im IT – Bereich meist super Englischkenntnisse verlangt. Muttersprache Englisch und englische Programmierung. Alle israelischen PCs laufen entweder ausschliesslich in englischer oder hebräischer Sprache. 

Kurz gesagt, der Betreffende kann Glück haben und einen Job finden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch zuerst auf unterer Ebene. Vielleicht sogar nur in einem Call Center (Customer Service). Trotz Studium und BA, MA oder was auch immer, sollte ein Neueinwanderer seine Anforderungen drastisch herunterschrauben. Man fängt nicht selten ganz unten an und wer Beharrlichkeit zeigt, der steigt allmählich auf. 

Ein Geheimtipp der israelischen IT – Branche sind GOOGLE ISRAEL oder INTEL, wo hervorragende Bedingungen herrschen. Doch dort will jeder hin und von daher sollte sich niemand auf einen Job dort verlassen. Die Tel Aviver High Tech Branche heuert und feuert. Heute noch einen tollen Job stehen morgen Kürzungen an und man selber auf der Straße. Deswegen kann ich keine eindeutige Antwort auf die Frage geben, sondern sage lediglich, dass man Glück haben kann; oder halt auch nicht.

Sonntag, 22. Juli 2012

UPDATE zum EGGED Busunfall vom 9. Juli 2012


 Sha'arei Zedek Medical Center in Jerusalem

Photo: Miriam Woelke
B"H

Bevor ich hoffentlich morgen einen ausführlichen Bericht über den tragischen Unfall dreier EGGED Busse vor dem Jerusalemer Busbahnhof in den Blog stelle, möchte ich vorab ein kleines, aber dennoch wichtiges Update, veröffentlichen. 

Wie bereits mehrere Male erwähnt, war ich selbst Opfer des Unfalls, wurde verletzt, verbrachte eine Nacht im Krankenhaus und muss nun mit den immer noch bestehenden Schmerzen fertig werden. Allerdings bin ich nichts gegen die fatalen Verletzungen der 19 – jährigen Amerikanerin namens Jordan, die über eine Stunde zwischen zwei Bussen eingeklemmt war und erst von der Feuerwehr aus ihrer Lage herausgeschnitten werden musste. Ein Bericht HIER

Heute besuchte ich Jordan im Krankenhaus, die da immer noch auf der Intensivstation liegt. Mit ihr selber sprach ich bei meinem Besuch nicht, doch ihre Mutter war bereit mich zu treffen. Da ihre Tochter gerade "einmal wieder" im OP lag, lud mich die Mutter für die kommende Woche zu einem Gespräch mit ihrer Tochter ein. Der Heilungsprozess geht voran, wenn auch nur sehr sehr langsam. Unter anderem erlitt Jordan einen Beckenbruch, an dem sie heute operiert wurde.

Ich bin froh, dass ich ins Krankenhaus gefahren bin und mich nach dem Mädchen erkundigt habe. Beim Unfall sah ich sie in ihrer misslichen Lage, konnte ihr jedoch nicht helfen, da ich selbst verletzt worden war. Wie dem auch sei, die israelische Busgesellschaft EGGED benimmt sich in dem ganzen Desaster wie die Axt im Walde. Weder ich noch Jordan und ihre aus den USA eingeflogenen Eltern haben je etwas von EGGED gehört. Kein Brief, keine Mitteilung, gar nichts. Stattdessen sind wir gezwungen, Anwälte einzuschalten, welche mit der EGGED – Versicherung kommunizieren, um Schadensersatzzahlungen für uns herauszuholen. 

Ich hörte, dass zweien der drei Busfahrer die Busfahrerlizenz entzogen worden ist und sich beide Fahrer vor Gericht verantworten müssen. Immerhin hat die Polizei ganze Arbeit geleistet, das Verhalten von EGGED dagegen ist mehr als jämmerlich.

Außerdem wurde der Unfall von der israelischen Presse weitgehend unterdrückt, was ich jedoch auf meinen Blogs etwas ändern will. Der Unfall wurde von mindestens 100 Passanten beobachtet und viele von ihnen fragen sich: WO BLIEB DIE BERICHTERSTATTUNG ? Etwa von EGGED unter den Tisch gekehrt, weil weder Jordan noch ich richtige israelische Familien haben, die ein riesen Theater bei der Presse veranstalten ?

Samstag, 21. Juli 2012

Die UNO und die Räumung israelischer Siedlungen

B"H 

Was hat die UNO mit der Räumung israelischer Siedlungen zu tun und warum bedarf es ausgerechnet einer speziellen UN – Überwachungstruppe ? Seltsame UNO – Fahrzeuge bewegen sich derzeit in Jerusalem, doch kaum jemand scheint Notiz von der Aufschrift zu nehmen. 






Photos: Miriam Woelke mit Dank an FRUMLIFE für die Themenanregung

Jerusalemer Verkehrsbrennpunkte


B"H 

Die Innenstadt von Jerusalem wird immer enger. Seitdem vor einem Jahr die Straßenbahn ihren Betrieb aufnahm, strömt fast der gesamte Busverkehr auf dem Weg zwischen King George / HaNevi’im Street / Zentraler Busbahnhof durch die Agrippas am Machane Yehudah Markt, denn die Straßenbahn allein vereinnahmt die Jaffa Road, auf welcher zuvor der Busverkehr floss. Die Agrippas am Machane Yehudah Markt ist jedoch eine schmale Straße, auf welcher der Autoverkehr auch ohne Busse schon seine Probleme hatte, durchzukommen. Am Markt selber wechseln Hunderte oder sogar Tausende Fußgänger bei ihrem Einkauf die Seiten und überqueren die Straße. Mit nur einer Ampel, die sich etwas im Abseits befindet und zwei Zebrastreifen, die mittlerweile so ziemlich an weisser Farbe verloren. 

Tausende Egged – Busse schieben sich im Endlosverkehr die Agrippas Street hinauf und hinunter. Platz zum Ausweichen gibt es im Ernstfall nicht und was, so frage ich mich, wenn es in dieser Enge einmal zu einem Unfall kommt ? Was, wenn ein Bus durchdreht und in die Menge rast ? 

Der Verkehr auf der Agrippas ist ein ernsthaftes Verkehrschaos in Jerusalem und solange keine Katastrophe geschieht, unternimmt die Stadtverwaltung eh nichts. Und somit laufen vorerst Fußgänger und Egged – Busse nebeneinander her. 









Die Photos nahm ich am letzten Donnerstag nachmittag auf.

Photos: Miriam Woelke

Beschreibung eines Unfallhergangs

B"H 

Mittlerweile habe ich einen Rechtsanwalt eingeschaltet, um die Busgesellschaft EGGED auf Schadenersatz zu verklagen. Wie gewöhnlich wird die Angelegenheit offenbar in einem Vergleich enden, doch mein Anwalt sieht keinerlei Probleme darin, wenn ich über den Unfallhergang berichte. Und genau dies werde ich innerhalb der nächsten Tage tun. 

Wer von Egged Romantik erwartet, der wird enttäuscht. Israelfans sollten wissen, dass es sich um ein knallhartes Geschäft handelt. Doch wer kann schon auf den Bus verzichten, wenn er kein eigenes Fahrzeug besitzt ?


Photo: Miriam Woelke

Donnerstag, 19. Juli 2012

Waldbrände

B"H 

Aufgrund einer Hitze von 40 Grad Celsius sind die Grünflächen unseres Landes völlig ausgetrocknet. Ein Funke genügt und alles steht in sekundenschnelle in Flammen. Nicht wenige Palästinenser nutzen das aus und zündeln. Am Schabbat beobachtete ich das LIVE mit einer Freundin von meinem Balkon aus. Drei palästinensische Jugendliche legten Feuer in der Grünanlage gegenüber und rannten davon. Wir wollten gerade die Feuerwehr anrufen als ein Armeefahrzeug vorbeikam und den Brand meldete. 

Die Nachbarn meinten, dass die Palästinenser das ständig tun. So aus Jux und drumherum wohnen ja eh nur Juden, die da offenbar ruhig verbrennen können.

HaKol Yihiye be’Seder

B"H 

HaKol Yihiye be’Seder "HaKol Yihiye be’Seder – Alles wird gut !" So lautet der Standardsatz der israelischen Mehrheit. Seit vielen Jahren macht selbst mir dieser Ausspruch Mut, denn irgendwie kommt ja meistens alles, mehr oder weniger, in Ordnung. Einem guten Freund von mir geht es nicht so und er betrachtet diese Art Lebensweisheit mit Enttäuschung und Verzweiflung. Jaja, alles sagen, es werde schon irgendwie alles in Ordnung kommen, doch nichts tut sich. 

Seitdem er innerhalb weniger Jahre von zwei Arbeitsplätzen gekündigt worden ist, kommt der Endfünfziger nicht mehr so recht auf die Beine. Einen Job fand er nach langer Zeit, doch die Bezahlung ist mies und vor ein paar Tagen erzählte er mir, dass er in die USA ziehen wolle. Dort habe ein Freund von ihm eine Firma und er könne dort anfangen zu arbeiten. Mitten im Gespräch dann klingelte sein Handy und ihm wurde ein überraschendes Jobangebot vermittelt. Mit viel mehr Gehalt als bisher. Nun hoffe ich, dass der Freund seine Meinung ändert und doch nicht in die USA zieht. 

FRUSTRATION, das ist es, was sich oft in der israelischen Bevölkerung breitmacht. Da kommt man auf ein Amt und wird von einem Zimmer ins andere geschickt. Von einem Stockwerk ins nächste und immer wieder heisst es, eine neue Nummer zu ziehen und sich in die Warteschlange einzureihen. Die Wartenden sind sauer und die Angestellten verlieren die Geduld. Wer Glück hat, dem wird geholfen. Andere hingegen müssen wiederkommen und auf dem Weg weitere Formulare besorgen und unterschreiben lassen. Alles dauert und nicht wenige verzweifeln. Trotzdem sehe ich in all dem keinen Grund, dass zu tun, was der 58 – jährige Moshe Silman aus Haifa am vergangenen Samstag abend bei einer Demonstration in Tel Aviv tat. Nämlich sich anzuzünden und aus Protest verbrennen zu wollen. Unsere Presse war mitten am "Brandherd" und veröffentlichte am folgenden Tag in großer Aufmache Photos vom brennenden Silman. Ich hätte diese Photos weder geschossen noch irgendwo veröffentlicht, aber heutzutage schreckt kaum ein Journalist vor etwas zurück, um seine paar Schlagzeilen zu erhaschen. 

Moshe Silmans Körper ist zu 90% verbrannt und er kämpft um sein Leben. Am nachfolgenden Tag veröffentlichten die Tageszeitungen seine Geschichte: Vor ein paar Jahren noch selbständiger Spediteur in Tel Aviv, verpasste Silman es offenbar, die fälligen Sozialabgaben zu leisten. 15,000 Schekel (ca. 3000 Euro) wollte die Sozialversicherung Bituach Le’umi von ihm, doch Silman verklagte die Institution auf 8 Mio Schekel Schadensersatz. Das fand dann der Richter zu unverhältnismässig und wimmelte die Klage ab. Anstatt zu zahlen, ging Silman bis zum Obersten Gerichtshof und verlor. Daraufhin kam der finanzielle Absturz, doch Silman blieb stur und beschuldigte alle anderen an seiner Lage. Die Bituach Le’umi, das Gericht, die Behörden und in einer Art Abschiedsbrief sogar Netanyahu und Finanzminister Yuval Steinitz. Nachdem Silman einen Gehirnschlag erlitten hatte, stand er obdachlos auf der Straße. Die Behörden liessen sich Zeit und Silman zündete sich an. 

Gut, jemand kann verzweifelt sein, doch deswegen muss er sich nicht anzünden. Silman jedoch kündigte vorher an, er wolle das Land schocken. Die radikale Linke schlachtet Silmans Aktion gnadenlos für sich aus und verkündete am Tag danach: "Wir alle sind Moshe Silman !" Bedeutet, dass fast alle Israelis verzweifelt am finanziellen Tropf hängen. 

Der ehemalige aschkenazische Oberrabbiner Israels und jetziger Oberrabbiner von Tel Aviv, Rabbi Israel Lau, verfasste gestern eine Kolumne in der Tageszeitung YEDIOT ACHARONOT mit der Überschrift: "Wir alle sind nicht Moshe Silman !" 

Nein, wir sind nicht Moshe Silman und ich kenne kaum jemanden, der mit der Verbrennungsaktion Sympathie zeigt. Die Verzweiflung bezüglich der Behörden und Instanzen kann jeder nachvollziehen, doch das und sich anzuzünden sind zweierlei paar Schuhe. 

Am Montag betrat ein Kunde des Handyvertragsanbieters ORANGE eine Filiale in Petach Tikwah (bei Tel Aviv). ORANGE forderte 20,000 Schekel (ca. 4000 Euro) von ihm, denn der Kunde hatte offenbar viel telefoniert und nie seine Handyrechnungen beglichen. Anstatt eine Einigung zu suchen, kam der Kunde mit Streichhölzern und drohte, wie Silman, sich anzuzünden, sollte ORANGE ihm nicht sofort die Schulden erlassen. 

So schaut es jetzt also aus: Wer seine Rechnung nicht zahlen will, der kommt mit Benzin und Streichholz daher. Viele Beschwerden über die israelische Gesellschaft, doch eine Lösung sind die Streichhölzer gewiss nicht.