Montag, 30. April 2012

Leserfrage: "Israelisch – palästinensischer Konflikt"

B"H

Wieder einmal Leserfragen zum "israelisch – palästinensischen" Konflikt. Hier einige Antworten von mir auf eine e – mail:

Jeder hat zum Konflikt eine andere Meinungen und meine lautet definitiv, dass die Palästinenser bereits ihren eigenen Staat haben. Man schaue auf Gaza, Ramallah, Jericho oder Bethlehem. Orte, die der palästinensischen Autonomie unterliegen. Ein Israeli darf, z.B., nicht nach Ramallah oder Bethlehem reisen. Zum einen aus Sicherheitsbedenken, zum anderen, weil ihn die Palästinenser dort nicht haben wollen. Wenn ein Palästinenser in Israel leben will (und das wollen die meisten allein wegen der sozialen Absicherung wie Kindergeld oder Arbeitslosengeld), dann muss er sich an die staatlichen Regeln halten wie jeder andere Bürger auch. Tut er dies nicht, steht es ihm frei in die Autonomie zu ziehen.

Eine Lösung zum Konflikt sehe ich nicht. Und das aus vielerlei Gründen.

Der Konflikt spielt in meinem persönlichen Alltag keine Rolle, aber das kommt darauf an, wo man wohnt. In einer Siedlung oder Stadt wie Hebron sieht man das wesentlich anders, denn vor allem in Hebron liegen palästinensische Scharfschützen auf der Lauer, die ab und ab ins kleine übriggebliebene jüdische Viertel ballern.

Außerhalb der Arbeit gibt es tatsächlich wenig Kontakte zwischen den Stadtteilen West - und Ostjerusalem, obwohl es sicher Freundschaften hier und da gibt. Aber als jüd. Israeli abends in Ostjerusalem unterwegs zu sein, ist nicht ungefährlich und man setzt, unter Umständen, sein Leben aufs Spiel. Vor allem in den letzten Wochen gab es vermehrt Angriffe auf Juden, die von der Klagemauer kommend durchs Arabische Viertel der Altstadt gingen. Dies tut man vor allem, weil es halt eine Abkürzung nach Westjerusalem ist, anstatt den Umweg durch das Armenische Viertel zu nehmen.

Konfrontationen untereinander in der Arbeitswelt ? Nicht immer, denn gibt es, zum Beispiel, arabische Händler im Machane Yehudah Markt, im Westteil der Stadt. Araber arbeiten in Läden und füllen Regale auf oder sie arbeiten in Fabriken oder als Handwerker. Konfrontationen gibt es meist dann, wenn einmal wieder irgendwo ein Bus explodierte, aber ansonsten weniger. In anderen Städten ist das anders. Zum Beispiel in Haifa, wo Araber offen in der Stadt wohnen. Tür an Tür mit Juden. Allein auf das stimmungsgeladene Jerusalem sollte man sich nicht fixieren !

Angst, die Altstadt zu besuchen ?
Man darf das Jahr 2002 / 2003 nicht mehr mit heute vergleichen. Insbesondere im Jahr 2001 / 2002 kam es zu vielen Terroranschlägen im Land und von daher war die Angst berechtigt. Heute dagegen ist das etwas anders, doch muss ich gleichzeitig sagen, dass viele Juden, die ich kenne, die Altstadt meiden, weil sie sie als Touristenort sehen.:-)


 Im arabischen Bazar der Jerusalemer Altstadt

Photo: Miriam Woelke
 

Die "unsichtbare Grenze" ?
In Bezug auf Juden und Palästinenser ? Kann sein, denn außer der Arbeit gibt es weniger Kontakte. Zahlreiche Palästinenser würden ihre jüd. Kollegen sicher gern zu Hochzeiten etc. einladen, doch können es nicht. Im paläst. Dorf oder Stadtteil würde man die Juden wenig willkommen heißen und vielleicht sogar bedrohen, wenn nicht Schlimmeres.

Teilung Jerusalems ?
Jerusalem war bis zum Sechs - Tage - Krieg im Jahre 1967 geteilt und an die Zeit erinnern sich daher noch sehr viele Bürger. Jerusalem wieder zu teilen, ist keine Lösung. Allerdings ist die Stadt bereits unsichtbar geteilt, denn wer als Jude fährt nach Ostjerusalem, Beit Chaninah oder überhaupt auf den Ölberg ?



Blick in das arabische Dorf Silwan in Jerusalem, nur wenige Meter von Klagemauer und Tempelberg entfernt.

Photo: Miriam Woelke
 

Eine realistische Lösung ? Die beginnt in den Köpfen und der Erziehung der Palästinenser und der Abschaffung deren Propaganda, jeden Israeli auslöschen zu wollen. Jerusalem zu teilen wäre eine Katastrophe für die Stadt und ich denke, die wenigsten Palästinenser wollen dies überhaupt. Als Ramallah zur Autonomie wurde, zogen Tausende Araber nach Ostjerusalem, eben weil sie dort die israelischen Sozialversicherungen erhalten. In der korrupten Autonomie werden Kinder - oder Arbeitslosengeld entweder gar nicht oder nur schleppend bezahlt. Und nicht zu vergessen: Viele Palästinenser ziehen die israelische Demokratie vor anstatt sich von der Hamas oder Fatach drangsalieren zu lassen.

4 Kommentare:

  1. Hallo Miriam,

    ich würde dir gerne den britischen Vierteiler "The Promise" ans Herz legen.

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    1. B"H

      Hallo Caro, ich habe kurz auf Wikipedia nachgeschaut, worum es sich bei der Serie handelt und es scheint um die Vergangenheit zu gehen.

      Wenn ich Zeit habe, werde ich einmal auf Youtube schauen, ob es dort Trailers gibt. Ansonsten stehe ich, ehrlich gesagt, mitten in der Gegenwart und vieles aus der Vergangenheit bleibt auf der Strecke. Und das nicht nur bei mir ...

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  2. Es geht nicht nur um die Vergangenheit, sondern spielt auch in der Gegenwart. Der Film behandelt die Geschichte Israels/Palästinas von den 1940er bis zur zweiten Intifada.

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  3. B"H

    Naja, in der Gegenwart bewege ich mich weitgehend selbst. Zur Zeit der zweiten Intifada war ich auch im Land und haette diesbezueglich sehr viel zu sagen.

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