Montag, 13. Oktober 2008

Der Held


B"H

Israelische Tageszeitungen sind immer besonders dick wenn der Schabbat oder ein Feiertag anstehen. Viel dicker als deutsche Zeitungen. Unzählige Beilagen machen das Tragen der Plastiktüte, in welche die Händler die Wochenendausgaben stopfen, manchmal zur fingerschneidenden Tortur. Und auch heute ist es einmal wieder soweit; neben der nervigen Werbung gibt es besonders viele Beilagen zu den Sukkot Feiertagen. Ausflugstips und Rezepte zum Festessen.

Daneben hält die Zeitung MAARIV ein interessantes Interview mit Sophie Ben Dor, der Tochter von Eli Cohen, bereit.
Der im Mai 1965 in Syrien zum Tode verurteilte und hingerichtete israelische Spion Eli Cohen ist bis heute ein Held.
In Ägypten geboren, danach nach Südamerika umgezogen, um sich als Araber auszugeben und so Kontakte zur arabische Feindeswelt zu knüpfen, landete Cohen schließlich in Damaskus. Seine Familie in Israel sah er nur selten, denn er war gezwungen, ein Leben im Untergrund zu führen. Niemand durfte etwas wissen und schon gar nicht die Syrer, bei denen er schnell aufstieg. Mittlerweile war er nach Damaskus umgezogen und spionierte munter die syrischen Truppen aus. Gerüchten zufolge waren seine Kontakte so hochrangig, dass er eventuell als Staatsoberhaupt Syriens hätte enden können.

Per Funkgerät teilte er seine Botschaften der israelischen Regierung mit und spionierte so geheime syrische Attacken auf Israel aus. Die syrische Regierung wurde bald mißtrauisch, denn immer wieder geschah es, dass die Syrer in einen isarelischen Hinterhalt gerieten. Letztendlich wurde Eli Cohen gefaßt und dann dann kam seine wahre jüdisch - israelische Identität heraus. Und wie sich jeder vorstellen kann, waren die Syrer nicht gerade erbaut darüber, dem israelischen Mossad voll auf den Leim gegangen zu sein. Was für eine Blamage !

Eli Cohen wurde gehängt und bis heute bleibt seine Leiche verschwunden. Die Syrer rücken nichts heraus, denn zu tief sitzt die Blamage und die Wut, dass man hereingefallen war.

Cohens Tochter Sophie gab ein seltens Interview, in welchem sie ihren Ärger über gefälschte Briefe ihres Vaters abläßt. Der Mossad selber habe die Briefe an ihre Mutter Nadja verfaßt, um sie glauben zu machen, dass ihr Gatte in einer gefahrlosen Position arbeite. Dabei sei Cohen schon längst in Damaskus eingesetzt gewesen und von dort gebe es keinen Postverkehr.

Ihren Vater hat Sophie Ben Dor niemals richtig kennen gelernt, denn sie war nur einige Monate alt als er hingerichtet wurde. Wut über ihn empfinde sie, denn er habe eine Familie gegründet und Kinder in die Welt gesetzt. Wie habe er sich da auf solch einen Job einlassen können ? Ihre Mutter Nadja jedoch berichtet den Kindern und Enkeln von der Person Eli Cohen, die da kaum jemand so richtig kannte. Selbst seine Witwe nicht, denn sie lernte ihn erst Ende der 50 - iger Jahre in Ramat Gan kennen.

Seit seinem Tod setzt die Familie alles daran, seine Leiche in Israel zu bestatten, doch vergeblich. Die Syrer geben nicht nach und heute läßt man verlauten, dass die Leiche irgendwo verloren gegangen sei. Jedenfalls kann sich niemand mehr daran erinnern, wo die Bestattung stattfand.

Einerseits mußte Cohen mit seiner Entdeckung sowie der Hinrichtung rechnen. Jeder Spion muß das. Allerdings hat Israel Eli Cohen sehr viel zu verdanken und egal, wer was berichtet, Cohen bleibt weiterhin der Held.


Links:

http://www.elicohen.org/

http://www.youtube.com/watch?v=DkS2gMWh8-Y

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