Sonntag, 1. Juli 2007

Soziale Brennpunkte

B"H

Was hoeren die Menschen im Ausland anderes ueber Jerusalem als Politik und Terror ? Aber Jerusalem ist nicht nur Politik und Religion, sondern die Stadt wird von mehr als 500.000 Menschen bewohnt, von denen fast jeder aus einer anderen Kultur stammt. Unsere Stadt besteht nicht nur aus Moslems und Juden, aus Ost - oder Westjerusalem, sondern bei uns hat jeder Stadtteil seinen eigenen Charakter und seine eigenen Einwohnern. Waehrend sich die Reichen immer mehr in die Stadtteile Neve Nov oder nach Malcha absetzen, waechst der Anteil der benachteiligten Bevoelkerungsschicht staendig.

Wie ich schon zuvor einmal berichtete, werden vor allem die Stadtteile Katamonim und Kiryat Menachem (ebenso Teile von vom benachbarten Kiryat Yovel) von der aermeren Bevoelkerung bewohnt. Soziale Brennpunkte gibt es vor allem in Katamonim, in der Bar Yochai Strasse. Diese liegt gleich hinter dem Teddy - Fussballstadion. Touristen kennen die Gegend kaum und verirren sich, wenn ueberhaupt, in das Einkaufsparadies Canyon Malcha. Gegenueber der Mall siedelte sich vor etwas weniger als zehn Jahren der Technology - Park an und neben ihm finden wir die Villen der Reichen. Alle nur moeglichen Gegensaetze an einem Fleck.

Der Technology - Park duempelt vor sich hin, denn viele Firmen sind, der hohen Mieten wegen, abgewandert. In einem anderen Stadtteil entstand der neue Technology - Park Har Chotzvim. Das Gelaende ist weitlaeufiger und die Mieten sind verhaeltnismaessig preiswert. Wer sich zu den lokalen High - Tech - Groessen zaehlt, der ist in Har Chotzvim, nicht weit von der Bar Ilan Street, auf dem Weg nach Ramot.

Auch die Malcha Mall sah schon bessere Zeiten. Im laufe der vergangenen Jahre haben ihr die neuen Malls in Talpiot und im Aussenbezirk Pisgat Zeev den Rang abgelaufen. Dagegen ist das Teddy - Stadion gegenueber immer gut besucht. Natuerlich wenn Beitar spielt. Aber der Fussball hat Sommerpause und so ist es ruhig geworden.

Nicht ganz, denn am letzten Sonntag (24.06.2007) geschah ein Mord nebenan in der Bar Yochai Nummer 15.
Aus einer WG, bestehend aus drei russischen Maennern, wurden zwei Leichen geborgen. Erschossen vom dritten Mitbewohner, der mit der Pistole neben den Leichen hockte.
Bei den beiden Toten handelt es sich um Valery (50) und Wladimir (37). Valery arbeitete als Wachmann und Wladimir hatte gerade eine sechs - monatige Alkoholentziehungskur hinter sich gebracht. Seit kurzem stand er wieder mitten Leben. Er fand einen Job und konnte endlich die Alimente an seine geschiedene Frau Yelena und an seine Tochter zahlen. Noch am vergangenen Shabbat war Wladimir bei Yelena gewesen, um die Alimente abzuliefern. Es ginge ihm sehr gut, erzaehlte er begeistert. Yelena freute sich fuer ihn, dass er endlich Fuss gefasst hatte. Doch schon am naechsten Tag war alles vorbei. Wladimir und Valery waren von ihrem 23 - jaehrigen Mitbewohner Aleksej erschossen worden. Es heisst, dass Aleksej psychische Probleme hat. Er sagte der Polizei nur, dass die zwei anderen ihn bedrohten hatten und er sich wehrte. Die Polizei ermittelt noch.

Die Nachbarn sind sauer, denn ausser Drogenhandel und Prostitution gab es zum Glueck noch nie einen Mord. Als die Polizei in der Bar Yochai Nummer 15 eintraf, hatten sich die Schaulustigen schon versammelt. Nein, traurig ueber den Tod der beiden Russen seien sie nicht. Ueberhaupt solle sich die Stadtverwaltung endlich einmal um diesen Brennpunkt kuemmern. Das sei ja schliesslich nicht auszuhalten. Nur besoffene Russen und zugekiffte Aethiopier.In unserem Stadtteil wohnen keine Ashkenazim und so ist das dem Buergermeister doch alles egal. Wir koennen hier in unserem Muell verrotten. So diskutierten die aufgebrachten Nachbarn marokkanischer Herkunft.

Ein zweiter aktueller Brennpunkt tut sich gerade im Bezirk Ir Ganim, im Stadtteil Kiryat Menachem auf. Dort leben derzeit 350 aethiopische Familien und da deren Kinder nicht unbedingt Teil der Gesellschaft sind, versuchen sie ihre Anerkennung auf andere Art und Weise zu bekommen. Die Kriminalitaet blueht.

Die Nachbarn wollen das alles nicht mehr hinnehmen und bombardieren das Rathaus mit Anrufen. Ir Ganim soll keine zweite Bronx werden.

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