B"H
Und da sage nochmal jemand, in Jerusalem sei nichts los. Selbst ich verkuendete das in meinem gestrigen Beitrag und ging danach zu Rabbi Mordechai Machlis, der ein Essen aufgrund der Yahrzeit (Todestag) seiner verstorbenen Mutter gab.
Auf dem Rueckweg, gegen 22.30 Uhr, durchquerte ich, zusammen mit einer Freundin, den ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim. Schon von weitem sahen wir Rauch aufsteigen und die Polizei hatte bereits alles abgesperrt. Fussgaenger, wie wir, durften jedoch passieren. Die Muelltonnen brannten wieder einmal und ich fragte einen Polizisten, wogegen die Haredim denn diesmal protestieren. Genervt fragte er mich zurueck, ob man denn in diesem Teil der Stadt ueberhaupt einen Grund zum Demonstrieren brauche. Eine daneben stehende Polizistin meinte, dass sie den Grund nicht kenne, doch man wuerde sich darum kuemmern. Nun das "Kuemmern" dauerte dann etwas laenger, denn die Muelltonnen gingen erst so richtig in Flammen auf.
Die gesamte Shivtei Israel - Street war blockiert. Brennende Tonnen lagen ueberall herum. Sogar die riesigen Metallcontainer wurden umgekippt und angezuendet. Die haredischen Passanten gingen unbeteiligt vorbei. Von den Balkonen ringsherum schauten sich die Anwohner das Spektakel an.
Eine Gruppe Breslover Chassidim stand auf der Strasse und das sogleich eintreffende TV - Kamerateam des Privatsenders HOT rannte auf sie zu. Noe, sie wuessten nicht, wer den Muell angezuendet haette. Sie seien es jedenfalls nicht gewesen.
Ach ja, der Grund seien die ewigen Provokationen der Polizei.
Welche Polizei, die ist doch gar nicht hier, bohrte der Reporter weiter.
Nee, aber manchmal schon, so die Breslover.
Jetzt sagt doch schon den Grund, nervte der Reporter in seiner kurzen hellbraunen Hose und den knallroten Crocs.
Wissen wir nicht, gaben die Breslover zurueck.
Der Reporter versuchte es auf die witzige Tour, blieb aber auf der Strecke. Die Breslover lachten nur und hatten keine Lust, Fragen zu beantworten und im TV zu erscheinen.
Die HOT - Leute entschlossen sich, wenigstens die brennenden Tonnen zu filmen und zogen davon.
Wenige Minuten spaeter wollten meine Freundin und ich auch das Weite suchen als wir den einen Breslover, der mit der Presse gesprochen hatten, trafen. Es grinste uns an und ich fragte ihn, was denn nun der Grund fuer die Demo gewesen sei.
Na, wegen Beit Shemesh halt, sagte er uns.
Was wegen Beit Shemesh, fragte ich.
Und dann erklaerte er uns, dass bei den Demos in Beit Shemesh gegen die Gay Parade einige Haredim verhaftet worden waren. Da sie sich immer noch in Haft befinden, fand gestern eine neue Demo in Beit Shemesh statt, bei der erneut Haredim verhaftet worden waren. Aus Protest wurden daraufhin in Mea Shearim die vollen Muelltonnen angezuendet.
Aber wer das nun genau war, weiss er natuerlich nicht.
Sprachs, stieg samt Frau und Sohn in sein Auto und fuhr davon.
Vielleicht in Richtung Beit Shemesh…
Anmerkung: Beit Shemesh ist eine Stadt, die ca. 20 km von Jerusalem entfernt liegt. Sie ist total IN, denn die Mieten sind guenstig und die High - Tech Branche hat sich angesiedelt. Also sind auch Jobs vorhanden.
Viele haredische Gruppen haben ihr eigenes Ramat Beit Shemesh errichtet und sich dort angesiedelt, was oft zu Krawalle mit der nichtreligioesen Bevoelkerung fuehrt.
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