B"H
Aliyah, die Einwanderung nach Israel, ist zwar fuer viele Juden fast immer eine Alternative, realisiert wird sie aber leider noch viel zu selten. Als ich bei der Frankfurter Jewish Agency meine Aliyah beantragte, beklagte sich der Angestellte, dass deutsche Juden nicht unbedingt vom Aliyah - Geist befallen sind. Entweder bleiben sie in Deutschland oder ziehen ins benachbarte Ausland oder in die USA.
Bei meiner dieswoechigen Umfrage stellte ich die Frage, was genau denn Juden davon abhaelt, nach Israel zu ziehen. Die bisherige Mehrheit fuerchtet die Arbeitslosigkeit. Vielleicht machte ich einen Fehler und haette noch als Antwort "Ungewissheit" mit einbeziehen sollen. Ist es nicht eher die Ungewissheit, die allen etwas Angst macht ? Werde ich ein Zuhause finden, die Sprache lernen, einen Job und Freunde finden ?
Wer ueber keine Hebraeischkenntnisse und eine Bleibe verfuegt, der kann sich fuer die ersten Monate (bis zu einem Jahr) in einem sogenannten Absorption Center (Wohnheim fuer Neueinwanderer) einquartieren lassen. Ihr koennt das im voraus bei der Jewish Agency buchen. Kostenpunkt sind ca. 200 Dollar monatl., aber fragt lieber vorher genau nach. Singles muessen ihren Raum mit noch jemandem teilen und Paare bekommen ein eigenes Zimmer.
Vielleicht hoert sich Absorption Center negativ an, doch viele nutzen es als Eingewoehnung. Ausserdem werden dort Sprachkurse angeboten.
Nach der Aliyah bekommt jeder Neueinwanderer einen sechsmonatigen Sprachkurs von der Regierung gezahlt. Ausserdem gibt es dazu ein monatl. Taschengeld von ca. 1000 Shekel. Den Kurs koennt ihr euch selbst auswaehlen und vom Misrad HaKlita (Einwanderungsministerium) bekommt ihr eine Liste mit Ulpanim, welche gezahlt werden.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur jedem raten, Hebraeisch zu lernen und sich israel. Freunde zu suchen. Die Landessprache zu kennen ist immer von Vorteil, auch bei der Jobsuche. Israelische Freunde lassen euch euer eventuelles Heimweh etwas vergessen und sie sind aeusserst nuetzlich weil ihr erstens besser Hebraeisch lernt und zweitens saemtliche Mentalitaeten kennen lernt. Ausserdem wissen Israelis immer Rat, wenn es um Behoerden und Jobs geht. Schafft euch einen kleinen Freundeskreis, der euch weiterhelfen kann.
Die Jobsuche ist nicht einfach, doch heutzutage gibt es Tausende von Call Centers in Israel und viele Neueinwanderer kommen da erstmal unter. Der Nachteil ist natuerlich, dass ihr dort euer Hebraeisch nicht benutzt, sondern entweder in eurer Muttersprache oder auf Englisch sprecht. Aber besser Call Center als gar nicht.
Allein durch einen einzigen Sprachkurs werdet ihr mit dem Hebraeischen noch nicht allzu weit kommen. Ihr koenntet daher abends auf eigene Kosten weiterlernen, aber der beste Weg sind immer die Medien. TV, Radio hoeren und vor allem die Sprache benutzen. Israelis sind die ersten chaotischen Sprachversuche der Neueinwanderer gewoehnt und kaum jemand wird euch auslachen, wenn ihr Woerter verdreht oder falsch verwendet. Jeder hat mal angefangen.
Einige Leuten meinten in der Umfrage, dass Europa sicherer sei. Ich bin mir dessen nicht mehr so sicher, denn man braucht sich nur London anschauen. Der Terror wird irgendwann auf ganz Europa uebergreifen.
Allgemein denke ich, dass Europaer immer etwas vorbehalten sind mit dem Aufgeben ihrer Habe. Sie haben einen festen Job etc. und darauf will man nicht verzichten. Amerikaner sind da spontaner und packen schonmal ihre sieben Sachen, um Aliyah zu machen und zu schauen, was Israel so zu bieten hat. Religioese Juden kann ich nur raten, Aliyah zu machen, denn an kaum einem anderen Ort gibt es soviele Moeglichkeiten die Religion auszuleben, wie in Israel. Ausser New York natuerlich.
Natuerlich braucht man fuer Israel einen gewissen Pioniergeist und gute Nerven. Aber vergesst nicht, dass Tausende Neueinwanderer sie gleichen Probleme haben und auf meinem Weg durch die Aemter habe ich tolle Leute kennen gelernt, die so manchen guten Tipp geben konnten. Ausserdem machte man sich gegenseitig immer Mut, was ziemlich half.
Hi Miriam,
AntwortenLöschenich habe bespielsweise für "Angst vor Arbeitslosigkeit" gevotet aber Du hast schon recht wenn Du auf die Ungewissheit hinweist. Fragen wie "Was erwartet einen", "Wie gehts weiter", sind glaube ich, für jeden Einwanderer, in welchem Land auch immer, die Hauptsorgen. Es ist ein Sprung ins kalte Wasser und ich bewundere jedeN der dieses Wagnis eingegangen ist. Ich weiß nicht, ob ich diesen Mut aufbringen könnte, dass sag ich ganz ehrlich.
B"H
AntwortenLöschenWenn man sich erst einmal im kalten Wasser befindet, dann hat man keine Zeit sich gross zu fuerchten und legt einfach los.
Das Problem ist, sich dazu aufzuraffen.:-)