B"H
Die israelische Armee (Zahal) hat alljaehrlich ihre regelmaessigen Einzugstermine. Der 1. August ist wieder so ein Datum, an dem Tausende Wehrpflichtige ihren Armeedienst antreten.
Es hat mich ueberrascht zu hoeren, dass an diesem 1. August die Anzahl der Eingezogenen den niedrigsten Stand ueberhaupt erreicht hat. Ein Viertel der Wehrpflichtigen wird erst gar nicht eingezogen.
Die Gruende dafuer sind vielfaeltig. So handelt es sich bei 11 % um Yeshiva - Studenten, die nicht zur Armee gehen. 3 % sind mit dem Gesetz in Konflikt gekommen und werden daher nicht eingezogen. 7 % sind aus gesundheitlichen Gruenden ungeeignet und andere wiederum wohnen im Ausland.
Nun haben alle wieder einmal begonnen, nach den Gruenden zu forschen. Warum ist die Motivation so niedrig ? Hoerten wir nicht erst vor wenigen Wochen, dass die Mehrheit der Rekruten sich nach der Grundausbildung fuer Elite - Einheiten einschreibt ?
Viele sehen also doch noch ihre Karriere in der Armee; ganz zu schweigen von den Vorteilen nach dem Dienst. Die meisten Arbeitgeber legen allerhoechsten Wert darauf, dass der Bewerber bei der Armee war, und Leute aus Elite - Einheiten haben die allerbesten Chancen auf gutbezahlte Jobs.
Mit selber ist es bei der Jobsuche vor einigen Jahren oefters passiert, dass man mich nach der Armee fragte. Leider bin ich zu spaet eingewandert und war fuer die Armee zu alt. Theoretisch koennte ich mich freiwillig melden, was aber nicht bezahlt wird. Ich habe keine besondere Lust und kann es mir vor allem nicht leisten, ohne Bezahlung an einem Checkpoint nach Ramallah zu stehen und die Grenzueberquerer zu kontrollieren.
Obwohl viele Soldaten darauf dringen, in Kampfeinheiten aufgenommen zu werden, hoert man auch ganz andere Stimmen. Wie ich gestern schon bezueglich der neuen Politikverdrossenheit schrieb, haben zuviele nur noch ihre eigenen privaten Interessen vor Augen. Jugendliche sehen Soldaten im Krieg sterben (siehe zweiter Libanon - Krieg) oder andere Soldaten werden von der Hamas oder Hizbollah entfuehrt. Keiner will jung sterben und es ist klar, dass jeder so seine Plaene fuer sein Leben hat. Anscheinend laesst man sich schon einmal lieber schief ansehen, wenn man nicht zur Armee war. Lieber ein schaeler Blick als irgendwo auf dem Soldatenfriedhof liegen.
Schuld sind aber nicht nur die Wehrpflichtigen. Auch die Regierung tut nicht allzu viel um das Armee - Image aufzupolieren. Vor allem viele Nationalreligioese fuehlen sich verstossen, werden sie doch bei Eignungsgespraechen oft dumm angemacht und ueber ihre politischen Meinungen gefragt. Wohnen sie vielleicht in einer Siedlung oder sind sie ehemalige Bewohner des Gush Katif ?
Dabei tragen gerade die Nationalreligioesen mehr als genug zur Landesverteidigung bei. Aber Olmert & Co. wollen keine etwaigen Rebellen, welche den Dienst verweigern, weil sie nicht alles mitmachen, was man ihnen befiehlt. Zur Raeumung von Siedlungen oder dem Gush sandte man viele Soldaten drusischer oder russischer Herkunft. Halt jene, die die orthodoxen Juden eh loswerden wollen und auch schonmal richtig dazwischen gehen, wenn es drauf ankommt.
So kam es, dass unzaehlige Nationalreligioesen die Lust am Wehrdienst verloren, weil sie keinen Sinn darin sehen, fuer eine Regierung zu dienen, die sie eigentlich nicht will.
Trotz aller Vorurteile oder Nichtvorurteile halte ich es dennoch fuer sehr wichtig, zur Armee zu gehen. Selbst wenn wir unsere eigenen privaten Interessen haben, koennen wir nicht einfach wegschauen als ob uns alles nichts angehe. Wir leben nun einmal in einem kleinen Land umzingelt von Laendern, die nur darauf warten uns auszuloeschen, und da sollte ein jeder Israeli seine Verantwortung uebernehmen.
Mein Gewissen wuerde es jedenfalls nicht erlauben mitanzusehen, wie andere im Krieg sterben und ich sitze daheim bequem im Fernsehsessel.
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