Dienstag, 30. Oktober 2012

Trotz Entlassungen geht es der israelischen Wirtschaft nicht schlecht

B"H

Im Hightech – Bereich finden hierzulande gerade Entlassungen statt. Nicht massenweise, doch einige Hundert Angestellte müssen gehen, wie der obere Zeitungsartikel bezüglich dreier Mobilphone Anbieter beschreibt. Angeblich soll dabei lediglich der "untere" Bereich, wie Customer Service, betroffen sein. 

Immer wieder neu kommt das Thema "In Tel Aviv gibt es mehr Jobs als in Jerusalem" auf. Das Statement entspricht der Wahrheit, doch darf man nicht außer Acht lassen, unter welchen Bedingungen viele Tel Aviver arbeiten. Neulich erst muckten die Restaurantköche auf, denn deren zusätzliche Überstunden werden von des Betrieben einfach nicht gezahlt. Wem es nicht passt, der kann sich woanders einen Job suchen. Köche gibt es schliesslich genug. 

Die israelische Gastronomie bietet reichlich Jobs, doch nicht selten werden Überstunden nicht erstattet und den gesetzlichen Lohnaufschlag am Schabbat oder an Feiertagen kann man sich gleich mit abschminken. Wer sich auflehnt, kann sofort seine Sachen packen und eine neue Stelle suchen. 

Derlei Praktiken finden genau so in der Hotelindustrie statt, wo, wie in der Gastronomie, tüchig ausgebeutet wird. Aber den Angestellten dieser Zweige scheint es eh überall auf der Welt schlecht zu gehen.

On the Road nach Jerusalem


In der Altstadt von Zfat / Nordisrael

Photo: Miriam Woelke

B"H 

Ja, ich bin immer noch in Zfat, doch morgen früh geht es zurück nach Jerusalem. Die Busfahrt allein dauert 3,5 Stunden. Das mag sich nicht viel anhören, doch trotzdem geht dabei immer ein halber Tag drauf. Einschliesslich des Lokalbusses in Jerusalem, den ich vom Busbahnhof nach Hause nehme. 

Seitdem in Jerusalem die Straßenbahn fährt und deswegen der Busverkehr der Innenstadt über die Agrippas am Machane Yehudah läuft, staut sich dort der Verkehr bis in die Endlosigkeit. Fast zu jeder Tageszeit reihen sich unzählige Busse hintereinander und allein die Fahrt durch die Straße dauert dann eine halbe Stunde. 

Das heisse Wetter hält bis zum Schabbat an und erst am Sonntag findet eine Abkühlung auf 25 Grad Celsius statt.:-)





Photos: Miriam Woelke

Montag, 29. Oktober 2012

Der weltliche Wahnsinn um die Romantik

B"H 

Die Mitglieder des LIKUD stimmten heute darüber ab, ob sie damit einverstanden sind, dass ihre Partei den Wahlkampf zusammen mit Avigdor Liebermans Partei ISRAEL BEITENU (ungefähre Übersetzung: Israel, unser Zuhause) bestreitet. Nach anfänglichem Murren lautete das Endergebnis heute abend JA. Somit haben Netanyahu und Lieberman freie Fahrt, trotzdem, dass niemand genau weiss, was genau die Beiden untereinander für Deals ausgeheckt haben. 

Fast sicher ist, dass Netanyahu Liebermans bei jedem kleinen Pups Liebermans Zustimmung braucht. Das fängt schon bei der Liste der Minister an. Dabei ist es noch lange hin bis zur Knessetwahl am 22. Januar 2013, aber in den israelischen Medien ist das Thema "Wahl" und all der Klatsch und Tratsch drumherum ein risen Thema. 

Ich selber überblättere die Berichterstattung, denn es kotzt mich ganz einfach an. Dabei kenne ich viele, denen es genau so geht. Der Politik können wir nicht entkommen, denn sie bestimmt ja hierzulande unser Leben. Wahrscheinlich mehr als anderswo auf der Welt. Dennoch sucht sich fast ein Jeder seine eigenen Prioritäten im Privatleben und da ich von heute bis Mittwoch in Nordisrael herumreise, hier ein paar romantische Bilder. Ohne Politik, Gerüchteküchen und Intrigen. 


Tiberias



Photos aus Zfat











Heute: 28 Grad Celsius in Zfat









Copyright / Photos: Miriam Woelke

Zfat by Night

B"H

Man kennt das ja von fast überall auf der Welt. Da fährt man aufs Land bzw. in eine Kleinstadt und abends stellt sich die Frage: "Was geht ab ?" 

Weder in Tiberias noch in Zfat (Nordisrael) ist die Frage leicht zu beantworten. Tiberias mit dem See Genezareth (Kinneret) besitzt natürlich eine kleine kurze Promenade. Ich schätze einmal, dass das billigste Etablissement dort das Mac Donald's ist. Ansonsten besteht das Ziel, den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Zfat besitzt keinen See, sondern die Berge des Oberen Galiläa. Was man nicht vergessen darf zu unterscheiden, sind die Bewohner der Altstadt, bei denen es sich größenteils um relig. Juden handelt. In der Neustadt geht es nicht weniger religiös zu, doch bestimmen dort zudem viele säkulere Bewohner das Stadtbild.

Die "Shopping Meile" der Altstadt heisst "Rehov Yerushalayim – Jerusalem Street", wo auch abends der Restaurantbetrieb weiterläuft. Von der Pizza zum Bagel und von Fisch und Fleisch bis hin zur Lasagne. Das Restaurant ARELE ist neu und super koscher. Es erfreut sich anscheinend großer Beliebtheit bei der haredischen (ultra – orthodoxen) Bevölkerung. Nicht weniger das italienische Restaurant MILANO, in welches ich ab und an gehe, wenn ich denn einmal in Zfat bin. Das MILANO ist nicht teuer, die Bedienung nett und das Essen schmeckt.



Das ARELE rechts im Bild



Die Kotel (Klagemauer) Wandmalerei im MILANO



Rehov Yerushalayim bei Nacht





Photos: Miriam Woelke

Darüber hinaus sollte man nicht viel erwarten, aber die Mehrheit der jüdischen Touristen kommt ja nicht unbedingt, um Action zu finden, sondern eher Ruhe vom Alltagsstress verbunden mite in paar jüd. – relig. Programmen.

Raketen auf Israel

B"H


Das folgende Terroristenvideo durchlief Twitter & Google +. In Letzterem schnappte ich es auf.



Ich befinde mich seit heute bis zum Mittwoch morgen in Zfat und kann sagen, dass hier im Norden alles ruhig ist. Keine Raketen in Sicht, doch bis zum Zweiten Libanonkrieg im Sommer 2006 war das einmal ganz anders. Bis dahin flogen keine Raketen aus Gaza ein, sondern die libanesische Hizbollah schoss in aller Regelmässigkeit Katyusha – Raketen auf Israels Norden. Insbesondere auf die grenznahe Stadt Kiryat Shemona. 

Eines muss ich jedoch noch loswerden: 

Die Negevstadt Sderot hat heute nicht nur Probleme mit dem Raketenterror aus Gaza, sondern ebenso mit christlichen Missionaren, die sich dort eingenistet haben. Die Missionare spenden (Kindertagesstätten oder Bunker) und geben sich solidarisch und sozial, aber mittlerweile hat man in Sderot eine riesige Nerverei mit ihnen, denn sie gehen der jüdischen Bevölkerung mit der Mission auf den Geist. Ein Problem, welcher seit längerem landesweit bekannt ist.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Downtown Jerusalem


Photo: Miriam Woelke

Preiserhöhungen am 1. November

B"H 

Nicht vergessen: 

Ab dem 1. November ziehen die israelischen Lebensmittelpreise wieder einmal kräftig an. Von Milchprodukten bis hin zur Coca Cola gehen die Preise ein paar Prozent hinauf. Selbst der Milchprodukteproduzent TARA läßt, zusammen mit der Konkurrenz von TNUVA und STRAUSS (Cottage Cheese), die Preise steigen. 

Und dabei wurde TARA vor einiger Zeit vom Coca Cola Konzern aufgekauft. Wer hätte gedacht, dass TARA damit zu Coca Cola gehört ?

Immer noch kein Winter

B"H 

Statt Kälte, Regen und Winter erleiden wir diese Woche eine erneute Hitzewelle von ca. 30 Grad Celsius. In Deutschland liegt Schnee, in Israel schwitzen wir tagsüber, bis es sich gegen Abend abkühlt.

17. Jahrestag des Mordes an Yitzchak Rabin


B"H

Laut dem hebräischen Datum jährte sich heute der Todestag des einstigen Ministerpräsidenten Yitzchak Rabin zum 17. Male. Offiziell wurde Rabin am 4. November 1995 auf der Rückseite des Tel Aviver Rathauses erschossen. Ich will nicht lange um den heissen Brei herumreden:

Der Rabinmord jährte sich erneut, doch nicht viele Leute zeigten sich daran interessiert. Mit den Jahren nahm die Trauer ab und stattdessen zog die Realität ein. Vor allem steht Rabin heute für den vergeigten Oslo – Frieden. Einen Frieden, den es nie gab und Rabin dennoch Waffen an Arafat lieferte. Waffen, mit denen Jahre später, Juden bei Attentaten erschossen worden sind. Beispiel: Das Attentat auf die Jerusalemer Mercaz HaRav Yeshiva.

Zwar trafen sich gestern abend wieder alle Rabin – Gedenkenden auf dem Tel Aviver Rabin Square vor dem Rathaus. Tatsache aber ist, dass es Jahr für Jahr immer weniger werden. Aus den Hunderttausenden wurden 15,000. Auch fiel bei der gestrigen Gedenkveranstaltung auf, dass kein einziger Minister anwesend war. Noch nicht einmal Schimon Peres oder der Tel Aviver Bürgermeister Ron Chulda’i liessen sich blicken. Dafür war heute die Knesset versammelt und Netanyahu hielt eine Rede. Dalia Rabin – Pelosof, ihr Bruder sowie ihre Tochter lachten Netanyahu aus, denn für sie ist dieser immer noch der Hauptschuldige.




 Heute in der Knesset beim Gedenken an Rabin: Die Netanyahu - Rede


Im Herbst 1995 standen die Zeichen auf Wahlkampf, Netanyahu lag in den Umfragen vor seinem Kontrahenten Rabin und Netanyahu hätte die Wahl gewonnen. Bei seinen Reden jedoch zeigten einige Anhänger Rabin – Poster, auf welchen Rabin eine SS – Uniform trug. Netanyahu ging niemals gegen diese Zuhörer vor und die Rabinfamilie sieht darin eine schleichende geduldete Hetze, die letztendlich zum Mord führte. Ich wiederum sehe in Netanyahu keinerlei Mitschuld, denn der Mörder Yigal Amir brauchte keinen Netanyahu, um seine Pläne zu schmieden.

Der Mord an Yitzchak Rabin ist lange her und heute hat das Land andere Sorgen. Das Oslo – Abkommen wird heute von fast allen Abgeordneten als FALSCH eingestuft und das, was folgte, war noch mehr Terror. Heute spielt Rabin selber keine Rolle mehr. Klar, es ist schlimm, wenn ein Jude einen anderen Juden tötet, doch nach all der Zeit haben wir uns an so vieles gewöhnen müssen, dass Rabin immer mehr in Vergessenheit geriet.

Die Knesset gedachte, viele Abgeordnete waren noch nicht einmal erschienen und morgen ist eh wieder Alltag.

Links:

Erinnerungen an den November 1995

Egotrip eines Mörders

Ein Gedenkbericht aus dem Jahre 2010


Warum gibt es nicht viel mehr Neues ? Aus dem einfachen Grund, weil es einfach nichts Neues gibt. Das Thema scheint irgendwie gegessen.



 Am Rabin - Denkmal hinter dem Tel Aviver Rathaus. Dem Ort, an welchem der Ex - Premier erschossen wurde. 

Die Photos nahm ich im Januar dieses Jahres auf.





Frontseite des Rathauses



Photos: Miriam Woelke

Ist Netanyahu ein Hardliner ?

B"H 

Die israelischen Schlagzeilen befassen sich vorweglich mit den anstehenden Wahlen am 22. Januar 2013. Welche Parteien koalieren und das Ausland vereint mit der israelischen Linken jammert über den Zusammenschluss von Netanyahu und Liebermann. "Dass sei ja viel zu radikal und überhaupt !"

RADIKAL ? 

Da kann man eigentlich nur noch drüber lachen, denn weder Netanyahu noch Liebermann sind rechte Hardliner. Vielmehr geht es ihnen um die Sicherung ihrer Posten und nachdem bekannt wurde, dass der LIKUD die Wahlen vielleicht verlieren könnte, da Netanyahu seinen Landsleuten immer weitere Preiserhöhungen aufzwinge, schloss sich Bibi flugs zu einer Allianz mit Avigdor Liebermann und dessen Russenpartei zusammen. Seit langer Zeit kriecht Netanyahu den Amerikanern hinterher und, trotz gelegentlichem Aufmucken, geht er am Ende doch bei Obama beifuss. 

Liebermann mag einmal nationale Härte gezeigt haben, aber seitdem er unter Netanyahu Außenminister sein darf, sagt Avigdor zu allem JA und AMEN. Auch zu eventuellen Siedlungsräumungen in Samaria (Shomron), die uns nämlich auch unter einer zukünftigen Netanyahu – Liebermann – Regierung bevorstehen. 

Die Presse lästert, dabei ist der LIKUD unter Netanyahu auf dem Wege, eine neue KADIMA zu werden. Von den alten nationalen Traditionen keine Spur mehr. Dafür stellt sich der Opportunist Netanyahu lieber selber in den Vordergrund.

In den Norden Israels

B"H 

Morgen fahre ich abermals hinauf in den Norden und erneut werden Zfat und Tiberias meine Ziele sein. Für eine amerikanische Site verfasse ich, u.a., ein paar Aliyah – Berichte verschiedener Amerikaner, die es ausgerechnet nach Zfat verschlug. Seit einiger Zeit ziehen ausgerechnet zahlreiche amerikanische Juden nach Zfat. Eine Kleinstadt in der Peripherie, ohne Jobs, Action und viel Infrastruktur. 

In erster Linie sehen amerikanische Juden gerade dort ihr neues Zuhause, weil Zfat halt nun einmal die alte Stadt der mittelalterlichen Kabbalah ist und eine gewisse spirituelle Atmosphäre ausstrahlt, wenn man sich denn mit dem Thema etwas befasst. Darüber hinaus aber ziehen verhältnismässig viele amerikanische Neueinwanderer dorthin, weil in Zfat eine lebhafte Anglo Community existiert und weil, wie mir ein Amerikaner verriet, Zfat nun einmal relativ billig sei. 

Ich will meine Blogs nicht mit Tiberias und Zfat überschwemmen, doch finde ich, verdient die israelische Peripherie viel mehr Aufmerksamkeit. Es muss nicht immer Jerusalem oder Tel Aviv sein. Neben Zfat und Tiberias werde ich ebenso andere Orte besuchen. Im Norden sowie im Süden des Landes. 



Das neuere Tiberias mit seinen Shops





Zwischen Tiberias und Zfat liegen ca. 40km und die Busfahrt von hier nach dort dauert eine Stunde. Verlassen wir Tiberias, so hangelt sich der Bus den Berg nach Zfat hinauf und die Passagiere haben eine super Aussicht auf den Kinneret (See Genezareth). 


  


Ausblick von Zfat auf die Umgebung. Wer noch billigere Mieten sucht, der ziehe in einen der kleinen Moshavim oder Orte um die Stadt herum. Biryah, neben Meron, ist dabei besonders begehrt. Zumindest bei relig. Juden. 


 
 In der Shopping Mall von Zfat

Photos: Miriam Woelke 

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Die arme Seite von Zfat (Safed)




So kennen Touristen die beschauliche Kleinstadt Zfat (Safed) in Nordisrael. Circa 30,000 Einwohner und 30km nördlich von Tiberias gelegen. 

Photos: Miriam Woelke

B"H

Der Tourist erlebt die Stadt Zfat nicht selten im Schnelldurchlauf. Reisebusse rollen an und parken nahe der Kunstgalerien. Die Guides ziehen ihre Gruppen schnell durch, die Touristen kaufen ein paar Bilder und anderen Schnickschnack und weiter gehts zurück zum Bus.

Die romantische Bergstadt Zfat im Oberen Galiläa bietet eine grandiose Aussicht auf die Berge von Meron bis hinunter zum See Genezareth (Kinneret). Tolle Umgebung, die Altstadt ist sauber, die Menschen freundlich und wer sich gerne abzocken läßt, der liegt hier richtig.

Jüdische Touristen zieht es vielfach in die berühmten Synagogen der mittelalterlichen Kabbalisten bis hin zu einigen relig. Programmen vorwiegend offeriert von der chassidschen Gruppe Chabad (Lubawitsch). Einmal dem Alltagsstress entkommen und für ein paar Tage saubere Bergluft schnuppern, meditieren und nicht wenige kommen und schreiben hier ihr neues Buch. Autoren lieben die Abgeschiedenheit und wo kann man seinen neuesten Roman besser verfassen als in dieser idyllischen Umgebung ?

Innerhalb der vergangenen Jahre erlebt die Stadt einen wahren Boom, denn mehr und mehr relig. Juden aus Amerika zieht es nach ihrer Einwanderung nach Israel (Aliyah) ausgerechnet nach Zfat. Viele kommen, viele gehen, denn die Stadt, in welcher einst die großen mittelalterlichen Kabbalisten lebten, bietet heute weitaus weniger. Zwar ist die Spiritualität immer noch vorhanden, aber das Leben in Zfat ist gewiss kein Zuckerschlecken. Im Gegensatz zu den Ballungszentren sind Arbeitsplätze absolute Mangelware und ca. die Hälfte der Bewohner lebt von der Sozial – bzw. Arbeitslosenhilfe. Keine Besserung in Sicht, dabei wünschen sich die israelischen Zfatim (Bewohner der Stadt) richtige amerikanische Investoren, die eine wirtschaftliche Infrastruktur aufziehen. Wohlhabende Amerikaner bleiben jedoch weitgehend aus und wer kommt, der sucht eine niedrige Miete sowie einen erschwinglichen Lebensstandard. Das ist in Zfat nach wie vor gegeben, obwohl auch hier die Mieten langsam anziehen und die Lebenshaltungskosten nun auch nicht gerade billig sind.

Die Mentalität der Bevölkerung gleicht jener des Nordens. Alles geht gemächlich seinen Gang, ohne Hektik, doch für einen richtigen Städter wirkt alles viel zu langsam. Kleinbürgerlich ist dann meist auch die Denkweise, was mir manchmal so richtig auf den Geist geht, aber wen interessiert die große weite Welt in Zfat ?

In der Altstadt gelten wesentlich höhere Mieten als in den Bezirken drumherum. Besonders billig dagegen ist es in Zfat – Süd, doch gleichzeitig wurde dieser Stadtteil zum sozialen Brennpunkt und Gebiet für die sozial Schwächeren. Touristen interessiert dies wenig, denn, außer der romantischen Altstadt, wird nichts anderes besucht.




Das Einkaufszentrum in der Mitte der Neustadt























Einer der wenigen Arbeitgeber in der Stadt: Die Kaffeerösterei von STRAUSS (einem bekannten israelischen Wirtschaftsimperium). 

Copyright / Photos: Miriam Woelke

Im Süden herrscht wieder Kriegszustand

B"H 

Im Süden leben die Bewohner wie im Kriegszustand, denn Städte wie Sderot sowie weitere israelische Orte um den Gazastreifen werden Tag und Nacht zum Ziel der Raketen aus Gaza. Die Bewohner sind sauer, denn sie fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen: "Es handele sich ja nur um den wirtschaftlich schwachen Süden und nicht um Städte wie Tel Aviv oder Jerusalem. Die Peripherie sei der Regierung in Jerusalem ja eh egal und habe keine Lobby !" – so die Anklage der Leute. 

Nicht ganz zu Unrecht, denn weiter nördlich leben wir alle ganz normal weiter. Zwar bedauern wir die Bewohner des Südens, doch mit ihnen tauschen will niemand. Früher bombardierte in aller Regelmässigkeit die Hizbollah die Stadt Kiryat Schemona im Norden, heute läßt die Hamas in Gaza ihre Raketen ab. Ab und an bombardiert die israelische Luftwaffe die Abschussrampen der Hamas, doch die Angriffe sind nu rein Tropfen auf den heissen Stein. Um die Angriffe abzuschalten ist ein Einmarsch in den Gazastreifen notwendig. Nur so können die Abschussrampen zerstört und die Hamas dingfest gemacht werden. Bis dahin duselt die Lage halt so weiter und die Bevölkerung muss es ausbaden.

Wetterumschwung


 Die Altstadt von Zfat im Oberen Galiläa

Photo: Miriam Woelke
B"H

Ab heute soll sich ja das Wetter drastisch abkühlen. Darüber hinaus soll es bis zum Nachmittag am Schabbat regnen. Bis jetzt aber ist es in Jerusalem immer noch recht warm bei 22 Grad Celsius und noch keine Spur vom Regen.

Dienstag, 23. Oktober 2012

Geheimnisvolle Orte - Hitlers Reichskanzlei

Eine aktuelle sehenswerte Dokumentation


Teilansicht des Stadtteil Canaan in Zfat (Safed)


Immer noch in Zfat (Nordisrael)


Sonnenuntergang über den Bergen von Meron heute abend. 
Im kleinen Ort Meron (gegenüber von Zfat) liegt der große Kabbalist und talmudische Rabbi Schimon bar Yochai begraben. 

Photo: Miriam Woelke

B"H 

Morgen früh kehre ich nach Jerusalem zurück, doch ehe ich dort ankomme, liegen 3,5 Stunden Busfahrt vor mir. Leider fand ich diese Woche nur zwei Tage Zeit für Tiberias und Zfat in Nordisrael. 

Heute gehörte meine gesamte Aufmerksamkeit der Kleinstadt Zfat, über die ich auf einer englischen Site eingehend berichten werde. Vorwiegend geht es dabei um das Thema "Aliyah nach Zfat", denn unzählige relig. Amerikaner lassen sich gerade in der mittelalterlichen Stadt der Kabbalah, in Zfat, nieder. Und hierbei handelt es sich gewiss nicht nur um Breslover oder Lubawitscher (Chabad) Chassidim. 

Heute sprach ich mit ein paar Einwohnern. Es ist leicht mit den Menschen hier ins Gespräch zu kommen und so ergaben sich kleine Interviews mit Amerikanern sowohl als auch mit den örtlichen Israelis. Die Frage war: 

"Warum in eine Stadt ziehen, in welcher die Jobsituation verheerend ist ? Was erwartet einen in der Peripherie und warum fühlen sich die Menschen hier dennoch wohl ?"

Alles in allem aber reichten die zwei Tage hier oben längst nicht aus und so steht in der nächsten Woche ein weiterer Besuch in Zfat an. Mein Zimmer habe ich schon reserviert. 

In Deutschland ist die Stadt vielleicht weniger bekannt, in Israel dagegen ist sie ein Beispiel für das Leben in der Peripherie und all den Sorgen und Nöten des dortigen Otto Norlverbraucher.

Montag, 22. Oktober 2012

On the Road in Tiberias und Zfat (Nordisrael)

B"H

Circa 3,5 Stunden dauert die Busfahrt von Jerusalem hinauf nach Zfat (Safed) im Oberen Galiläa. Das mag sich nicht viel anhören, doch auch eine Busfahrt kann ermüden und ich muss sagen, dass ich heute abend recht platt bin. Dabei hatte ich die Fahrt aufgeteilt und fuhr zuerst von Jerusalem bis nach Tiberias, was 2,5 Stunden Fahrt ausmacht. Nach 1,5 Stunden erreicht der Egged Bus 862 die Stadt Afulah und es wird am dortigen Busbahnhof eine Pinkelpause eingelegt. Nebenbei kann jeder, der will, am Kiosk einen Kaffee kaufen. Danach geht die Fahrt weiter nach Tiberias.

Eine Stunde dauert es, bis man auf den Kinneret (See Genezareth) herabblickt. Die Kleinstadt schlängelt sich von oben bis hinunter zum See.

Die Fahrtkosten von Jerusalm nach Tiberias (Hin und Zurück) kostet 72 Schekel (ca. 14,5 Euro). Es lohnt sich finanziell, beide Fahrten zu kaufen !




In Tiberias mit Blick auf den See Genezareth (Kinneret). Im Hintergrund sieht man die Golanhöhen auf der anderen Seite des Sees.

Photo: Miriam Woelke

Wer von Tiberias hinauf nach Zfat fahren will, der muss nochmals eine weitere Stunde Fahrtzeit einplanen. Der VEOLIA Bus 450 fährt ca. jede Stunde vom Zentralen Busbahnhof Tiberias hinauf nach Zfat. Kostenpunkt pro Fahrt: 15,50 Schekel (etwas mehr als 3 Euro). 

Ehrlich gesagt gibt es für jüdische Touristen in Zfat viel mehr zu tun als für Nichtjuden. Letztere können sich das malerische Künstlerviertel in der Altstadt ansehen und den grandiosen Ausblick auf Nordgaliläa bis hinunter nach Tiberias geniessen. Jüdische Tourisen hingegen besuchen normalerweise den berühmten Friedhof von Zfat, auf welchen, u.a., die prominenten mittelalterlichen Kabbalisten Rabbi Yitzchak Luria, Rabbi Moshe Cordovero, Rabbi Yosef Karo oder Rabbi Moshe Alshich begraben liegen. Auf meinem relig. Hamantaschen – Blog werde ich dieser Tage Photos sowie Videos von Friedhof und Synagogen einstellen !

Darüber hinaus ist Zfat als die Stadt der Kabbalah bekannt, denn sie blickt auf eine Jahrhunderte alte Tradition berühmter Kabbalisten zurück. Insbesondere in der Zeit des Mittelalters. Das gefiel selbst der Madonna "Esther" alias Kabbalah Center MADONNA. Die High Society Lady wollte sich in Zfat ein Häusle bauen und ihre Hollywood Clique zur Spiritualität einladen. Da aber machten ihr die Zfatim (Bewohner von Zfat) einen saftigen Strich durch die Rechnung und setzten die Poplady kurzerhand vor die Tür. Seither gammelt ihre Villa vor sich hin und ist allen nur bekannt als das MADONNA HAUS

Was sich so tut in Zfat und wie die Menschen in der kleinen Abgeschiedenheit leben, darüber mehr im laufe der Woche. Ich selbst bin hier sehr gerne und ein paar Tage ohne viel Zivilisation sind recht entspannend. An sich ist Zfat dafür bekannt, dass sich viele Hippies, kaputte Typen und all jene, die es im Kernland irgendwie nicht auf die Reihe kriegen, in der Stadt niederlassen. Hinzu kommt, dass die Kleinstadt eine hohe Anzahl amerikanischer Neueinwanderer verkraften muss. Zumeist relig. US – Juden, die sich in Zfat Spiritualität erhoffen. 

Eines ist sicher: Die Stadt besitzt eine freundliche Anglo – Gemeinde und jeder Neue wird herzlich aufgenommen. Der große Nachteil aber besteht darin, dass es kaum Jobs gibt und wie sagte mir heute ein einheimischer Haredi (ultra – orthodoxer Jude): "Es lebt sich nicht nur von der kabbalistischen Spiritualität allein, sondern das Leben besteht genau so aus Materialismus. Und dazu gehört, dass Geld für den Lebensunterhalt verdient wird". 

Nächtigen tue ich in einem Privatzimmer bei der chassidischen Gruppe Chabad (Lubawitsch), wo ich mich natürlich an deren Spielregeln halten muss. Aber zwei Tage lang halte ich das schon durch.:-) Immerhin habe ich mein eigenes Zimmer und das allein macht sehr viel aus. 



Busfahrt von Tiberias nach Zfat





Basaltsteine um Tiberias





Sonnenuntergang in Zfat



Zfat: Eine beschauliche Altstadt, doch die Neustadt drumherum ist nicht immer so romantisch. Der Alltag der Bewohner ist hart und das Geld ist knapp.



Rehov Yerushalayim, die Shopping Mall von Zfat





Copyright / Photos: Miriam Woelke