B"H
Erst vor wenigen Wochen berichtete ich über das israelische "Tal Gesetz", welches haredischen (ultra – orthodoxen) Yeshiva Studenten offiziell erlaubt, dem Dienst an der Armee(Waffe) fernzubleiben. Gestern nun traf der israelische Oberste Gerichtshof eine interessante Entscheidung, worin die Richter das "Tal Gesetz" als "gesetzeswidrig" einstufen, denn es verletze die Gleichheit vor dem Gesetz. Es kann nicht angehen, dass ein ganzer Bevölkerungsteil vom Armeedienst entbunden wird, wohin gegen der andere Teil zum Dienst an der Waffe verpflichtet ist.
Die israelische Regierung hat jetzt sechs Monate Zeit, einen neuen Gesetzesvorschlag durchzubringen, der mit dem Obersten Gerichtshof vereinbar ist. Keine leichte Aufgabe, denn immerhin sitzen die haredischen Parteien in der Netanyahu – Koalition. Andererseits aber auch nicht unmöglich, denn jeder Minister ist ja immer unbedingt darauf erpicht, seinen Sessel zu behalten.:-)
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Mein Artikel von vor ein paar Wochen:
Wieder einmal dreht sich die Regierung im Kreis, denn es geht erneut um eine Verlängerung des “Chok Tal – Tal Gesetz”: Eingeschriebene haredische (ultra – orthodoxe) Yeshivastudenten werden gemäss des “Tal Gesetz” vom Armeedienst befreit.
Wieder einmal dreht sich die Regierung im Kreis, denn es geht erneut um eine Verlängerung des “Chok Tal – Tal Gesetz”: Eingeschriebene haredische (ultra – orthodoxe) Yeshivastudenten werden gemäss des “Tal Gesetz” vom Armeedienst befreit.
Es gibt dazu ein riesiges Hin und Her und der Zeitpunkt ist sicher nicht gerade günstig, da linksgerichtete Gruppierungen seit Wochen massive Propaganda gegen die gesamte haredische Bevölkerung betreiben. Ich kann Israelis verstehen, die zur Armee gehen und sich benachteiligt fühlen, wenn da eine ganze Gruppe einfach so vom Dienst an der Waffe befreit wird. Dennoch gibt es innerhalb der haredischen Gesellschaft sehr viele Gründe, welche junge männliche Haredim dazu veranlassen, dem Armeedienst zu entsagen. Hierzu gehören vor allem gesellschaftliche Gründe, denn ein haredischer Student wird, bei einem Dienst an der Waffe, vielerseits die Ablehnung seiner eigenen Gesellschaft zu spüren bekommen.
Vor Jahren wurde deswegen die ultra – orthodoxe Armeeeinheit “Nahal HaCharedi” eingeführt. Nach anfänglichen Erfolgen scheiterte die Nahal und immer weniger Haredim bewarben sich bei der Armee. Grund war, u.a., dass die Einheit immer mehr mit Nicht – Haredim (sprich Nationalreligiösen) gespickt wurde.
Dennoch gibt es sehr viele junge Haredim, die gern zur Armee gehen würden, deren Rabbiner dem jedoch ablehnend gegenüber stehen. Andererseits stellt sich gleichzeitig die Armee selber quer, denn die Obersten wollen nicht zu viele Religiöse in der Armee. Das allein zeigt sich schon bei den Nationalreligiösen, bei denen viele erst gar nicht zugelassen werden, da befürchtet wird, diejenigen könnten Randale verursachen und andere Soldaten bei Siedlungsräumungen zu Befehlsverweigerungen veranlassen. Insbesondere die ehemaligen Kinder (die heutigen jungen Erwachsenen) des Gush Katif (vor ein paar Jahren geräumt und an Gaza abgetreten) werden immer wieder benachteiligt und nicht immer von der Armee akzeptiert.
Die Frage stellt sich, ob die Armee tatsächlich so viele Soldaten benötigt. Die Führung sagt JA, doch die Realität sieht anders aus. Obwohl die Presse in den letzten Tage mächtig wetterte, dass bei der Armee in 10 – 20 Jahren ein fataler Personalmangel herrschen werde, wurde gleichzeitig berichtet, dass immer weniger säkulere Israelis eingezogen werden. Letztere lassen sich, aus welchen Gründen auch immer, vom Pflichtdienst freistellen. An erster Stelle: Junge Männer aus Tel Aviv.
Ich habe keine Lösung zum Thema, da ich die haredische Seite zu gut kenne und die Gründe nachvollziehen kann. Gleichzeitig aber bin ich auch sauer, wenn viele junge Yeshiva – Leute nicht zur Armee gehen, obwohl sie könnten. Ein mir bekannter nationalrelig. Rabbiner liess seinen Sohn nicht zur Armee, weil er Angst hat, der Sohn könne fallen. Der Sohn wiederum wäre total gern zur Armee gegangen.
Übrigens, als ich mich bei der Armee bewarb, hiess es, ich sei zu alt. Das war vor weit mehr als 15 Jahren, doch bot man mir an, dass ich mich freiwillig und unentgeldlich an einen Checkpoint stelle und Palästinenser kontrolliere. Da ich Geld verdienen muss, lehnte ich ab.
Links:
Wer am Thema interessiert ist und Hebräisch lesen kann:
Der Chabadnik (Ich weiss nicht, ob er immer noch Mitglied bei den Lubawitscher Chassidim ist) David Zoldan schrieb schon vor ca. drei ein Buch, in dem er seine persönlichen Erlebnisse aus seiner Soldatenzeit bei der allerersten "Nachal HaHaredi" Einheit beschreibt. Ich habe das ganze Buch noch nicht durchgelesen, doch ist es mit teilweise zu militärisch detailliert. Welcher General was sagte und wie genau die NACHAL gegründet worden ist.
Allgemein gesprochen ist das Buch sehr interessant und Zoldan läßt auch nicht aus zu beschreiben, wie seine direkte Umwelt auf seine Entscheidung, zur Armee zu gehen, reagierte.
Das Buch erschien in hebräischer Sprache, doch einen englischen Titel gibt es auch:
"The Yarmulke and the Helmet"
The story of the First Ultra - Orthodox Army Unit"
by David Zoldan
Das rechte Photo zeigt David Zoldan zu Beginn seiner Armeezeit. Das linke Bild zeigt ihn einige Zeit später.
Die Chabad - Site SHTUREM veröffentlichte einen Artikel über David Zoldan. Nur in Hebräisch !
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