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Vor wenigen Tagen gab der in Israel recht populäre Journalist und Populist Ya’ir Lapid seinen Eintritt in die Politik bekannt. Seine Kolumne bei der Tageszeitung “Yediot Acharonot” gab er auf genau so wie seine TV Shows. Von nun an will er Knessetabgeordneter werden.
Lapid suchte bisher immer eine Showbühne und ewig lange wurde bereits gemunkelt, wann denn Ya’ir seinem Vater Tommy (Yosef) Lapid in die Politszene folgen würde. Insbesondere aber steht die Frage im Vordergrund, ob Ya’ir wie sein Vater scheitern und in die Versenkung abgeschoben wird. Wobei der Unterschied vielleicht darin besteht, dass Ya’ir wesentlich jünger ist als sein Vater, welcher in der Sharon – Regierung noch Justizminister war und im Jahre 2008 verstarb. Außerdem ist Ya’ir Lapid extrem eitel und ehrgeizig.
Yosef (Tommy) Lapid, verstorben im Juni 2008
Von 1999 – 2006 leitete Vater Tommy Lapid die “Schinui Partei”. “Schinui” steht für “Wechsel”. Ich bin mir nicht sicher, ob Tommy Lapid die Partei gründete, wie vielerseits behauptet wird. Zumindest diente er als Vorsitzender, denn “Schinui” brauchte ein bekanntes und tatkräftiges Zugpferd wie den damals noch als Journalisten fungierenden Tommy Lapid. Einziges Konzept der Partei: “Man hasse alle religiösen Juden !” Mit etwas anderes konnte die Partei gar nicht aufwarten und Ariel Sharon suchte dringend Koalitionspartner.
Tommy Lapid, der gerne betonte, dass er Holocaust – Überlebender ist, erhielt im Jahre 2003 mit “Schinui” 15 Sitze in der Knesset. Aus dem Nichts heraus galt dies als erstaunliches Ergebnis, doch suchten viele Wähler lediglich eine Abwechselung zu den seit Ewigkeiten bereits bestehenden Parteien. Wie Berlin und die “Piratenpartei”, zum Beispiel.
Wie jetzt sein Sohn Ya’ir, drosch Vater Tommy schon vor mehr als zehn Jahren dieselben populistischen Hate Slogans gegen religiöse Juden. Das ausgemachte Ziel der Lapids: Israels ultra – orthodoxe Juden, die Haredim.
Somit besteht das Parteiprogramm fast nur daraus, will man gerade dieser Gesellschaftsschicht den Gar ausmachen kann. Tommy Lapid ging seinerzeit sogar soweit, russischen Geschäften in Israel, welche Schweinefleisch verkauften, eine besondere Auszeichnung zukommen zu lassen. Hauptsache es ging gegen das Judentum und religiöse Juden. Mich wunderte immer, dass er nicht noch Arbeitslager einführte und alle internierte. Tommy Lapid wetterte, was das Zeug hielt und es dauerte nicht lange, da musste ihn sogar der damalige Premier Ariel Sharon zurückrufen. “Israel sei ein jüdisches Land mit jüdischer Religion”, so Sharon. Tommy Lapid gab kleinbei, doch sein Hass auf das Judentum blieb bis zum Ende Bestandteil seines Lebens und noch darüber hinaus, denn jetzt betritt sein Sohn Ya’ir die Politbühne.
Übrigens verschwand die “Schinui” Partei 2006 wieder dorthin, von wo sie hergekommen war: In der Versenkung. Die Mitglieder wollten Lapid nicht mehr als Vorsitzenden und hinterher hörte kein Mensch von der Partei. Wenn die Bewegung überhaupt den Namen "Partei" verdient.
Als Tommy Lapid im Jahre 2008 starb, hielt sich der Wirbel in Grenzen. Selbst relig. Juden brachen nicht in Jubelrufe aus, sondern jeder wusste ganz genau, was Tommy Lapid mit seinen Hasstiraden gezündet hatte. Auch ich verhielt mich auf diesem Blog, mehr oder weniger, stumm beim Tode Lapids. Er war tot und damit war die Angelegenheit abgeschlossen. “Nur schade, dass Sharon den tiefen Fall des Tommy Lapid nicht mehr mitbekam”, so schrieben einige israelische Kolumnen sarkastisch.
Sohn Ya’ir Lapid wurde im Jahre 1963 in Tel Aviv geboren. Er ist ein in Israel bekannter Journalist und Buchautor. Um seine Politambitionen wird schon weit mehr als ein Jahr gemunkelt.
Wer dazu mehr wissen will, der lese hier einen interessanten Bericht:
Ya’ir Lapid will jetzt seine eigene Partei gründen und ich frage mich, wer genau das finanziert. Lapid selber ist weder so richtig links, noch ausgesprochen rechts. Am Frieden mit den Palästinensern hegt er Zweifel und die Abgabe des Gush Katif an den Gazastreifen verurteilt er heute ebenso. Dafür hasst er ja alles Jüdisch – Orthodoxe und wenn dies das einzige Parteiprogramm bleibt, wird Ya’ir Lapid in absehbarer Zeit genau so scheitern wie schon sein Vater.
Ya'ir Lapid
Warum gründet er seine eigene Partei ? Erstens will er sich von niemandem bevormunden lassen und zweitens wollen ihn die etablierten Parteien nicht in ihren Reihen, denn sie befürchten einen zu hohen Konkurrenzdruck. Zipi Livni will ihn nicht in ihrer KADIMA, denn ihr selbst steht das Wasser bis zum Hals. Konkurrent und Erzfeind Sha’ul Mofaz plant, sie abzusägen und selber den Parteivorsitz an sich zu reissen. Übrigens steht die KADIMA bis heute ohne eigene Ideologie da und agiert gegen die Regierung Netanyahu. Alles was Bibi macht, ist schlecht und wird zum Tagesprogramm der KADIMA.
Die Arbeiterpartei machte gerade Sheli Yechimovitz zur Vorsitzenden und schoss Verteidigungsminister Ehud Barak ab. Außerdem tritt jetzt als Newcomer Noam Shalit ein und den kann Sheli gerade noch so unter Kontrolle halten.
Der LIKUD hat nur Bibi (Benjamin Netanyahu) und obwohl Konkurrent Silvan Shalom immer wieder seine Wege zum heiss begehrten Parteivorsitz sucht, zieht Netanyahu ein paar Tricks und Intrigen heraus und alles bleibt vorerst beim Alten.
Nirgendwo ist also Platz für den ehrgeizigen Ya’ir Lapid und der wiederum will sein eigener Herr sein. Orientierungslos rennt er herum und setzt auf seine TV – Popularität. Ganz so als kandidiere Thomas Gottschalk für den Bundestag. Ohne Parteiprogramm, aber man kennt ihn ja von “Wetten dass” und das allein reicht dann auch.
Ya’ir Lapid wird allemal frischen Wind in die Knesset bringen, obwohl wir alle wissen, dass dies nie lange anhält. Sitzen die Neuen erst einmal auf ihren Abgeordnetenstühlchen, dann ist sich jeder nur noch selbst der Nächste. Trotz Medienerfahrung wird auch ein Ya’ir Lapid noch feststellen, dass von ihm Leistung gefordert wird und ein wenig Schminke vor TV – Show auftragen sowie ein Small Talk allein werden nicht ausreichen.
Unterdessen sieht besonders die liberale Mitte ihre Wählerstimmen in Gefahr. Politexperte Chanan Kristall meint, dass die KADIMA nach einer Wahl des Ya’ir Lapid gänzlich verschwinden wird. Die Rechte lehnt sich vorerst abwartend zurück und wird sich über jeden Fehler Lapids ins Fäustchen lachen. Wie jetzt schon, da bekannt wurde, dass Lapid sich einen “tollen” Berater ins Haus holte: Den kriminellen und wegen Bestechung angeklagten Ehud Olmert. Und da fällt der Apfel dann doch nicht weit vom Stamm, denn was war da noch mit der Aussage Lapids: “Er wolle die Politlandschaft positiv beeinflussen”. Und das ausgerechnet mit einem kriminellen Ex - Politiker.
Na, dann …
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