Freitag, 1. Juli 2011

Tel Aviv feierte seine "Laila Lavan - Weisse Nacht"

B”H

Eines muss man sagen: “Lauter was es als in den Jahren zuvor !”

Obwohl dich die Veranstaltungen der alljährlichen Tel Aviver “Laila Lavan – Weisse Nacht” über die gesamte Stadt verteilen, zieht es mich lediglich zu den Events im Rothschild Boulevard. Downtown zwischen Allenby und Shenkin Street sowie am Theater “Bimah” gelegen. Andere dagegen schnappen sich die Veranstaltungsprogramme und ziehen bis vier Uhr morgens durch sämtliche kulturellen Shows.

Eine Freundin kam aus Jerusalem und das recht spät, denn sie hatte länger arbeiten müssen. So blieben uns letztendlich zwei Stunden Zeit, denn sie wollte einen der letzten Bus zurück nach Jerusalem nehmen. Um 21.00 und zuvor schien es als sei die ganze Stadt auf den Beinen. Die Innenstadt war übervoll mit Menschen. “Das war alles”, dachte ich, doch das war ein Irrtum. Nach Mitternacht ging es erst so richtig los und es gab kaum mehr ein Durchkommen. Dann fingen auch leider die negativen Szenen an, denn die Vollidioten der Stadt krochen aus ihren Löchern. Somit vernahm ich denn auch im Schlaf den Rest der Nacht die dröhnenden Polizeisirenen.

Der Rothschild Boulevard ist ewig lang, eine Nobelgegend gesäumt von Cafes, Restaurants und Anwohnern, die es sich leisten können. Überwiegend jüngere Leute aus der Hightech Branche oder Anwälte. Polizeikontrollen wie in Jerusalem gab es keine, obwohl Ordner eines privaten Sicherheitsdienstes auf Schritt und Tritt anwesend waren. Wahrscheinlich jedoch eher wegen der Chaoten, die nach Mitternacht eintrafen. Das einzig richtig Negative, dem wir begegneten waren christliche Missionare von den Philippinen, die ungehindert Flugblätter verteilten. Dazu aber in den nächsten Tagen noch mehr auf meinem relig. Hamantaschen – Blog !

Ich muss sagen, dass mich die “Laila Lavan” in der Rothschild enttäuschte. Außer ein paar Bands und Pantomime gab es gähnende Leere. Das Publikum kam zu Tausenden, doch das Kulturangebot hielt sich deftig in Grenzen. Meine Freundin aber meinte, sie geniesse das super Wetter, den Klimaumschwung gegenüber Jerusalem und es sei doch toll, einfach nur so herumzulaufen.

Essen wollten wir eine Kleinigkeit. Im Schnelldurchlauf, denn die Zeit zu ihrem Bus drängte. Ich zog sie ins Dizengoff Center, wo jeden Donnerstag und Freitag extra Fressstände eingerichtet sind. Die waren dann aber auch schon fast alle zu und es blieben und ein paar Kartoffelpuffer (Lattkes). Wir nahmen die Buslinie 5 zum Zentralen Busbahnhof. Reinquetschen musste man sich und die Fahrt dauerte ewig lange, da der Bus über die Yehudah HaLevi Street umgeleitet wurde. Der Parallelstraße der Rothschild. 

Schließlich schafften wir es zum letzten Bus nach Jerusalem um Punkt Mitternacht. In Tel Aviv fahren die Stadtbusse bis ca. 1.00 Uhr und ich schnappte mir die Linie 4 zurück in den Norden der Stadt. Allerdings kamen wir nicht weit, denn unser äthiopischer Fahrer veranstaltete solch eine Vollbremsung, wie ich sie in meinem Leben noch nicht erlebt habe. Der Bus war gerammelt voll mit Besuchern, die zur Rothschild wollten. Zumeist Jugendliche. Plötzlich gab es einen Rums und alles flog in Richtung Fahrer. Ich stand glücklicherweise fest auf meinem Stehplatz, aber an mir rauschen einige Leute nur so vorbei.

“Bist Du noch normal ?” schrie jemand in Richtung Fahrer, doch Letzterer bewegte sich kaum mehr vom Fleck. Wir sahen, dass die Frontscheibe fast eingebrochen war und zuerst dachten alle, ein Passant sei vor den Bus gelaufen. Dann aber stellte sich heraus, das seine Businsassin bei der Vollbremsung in die Scheibe geknallt war.

Hinter uns hupte der Verkehr und nebendran zog langsam eine Polizeistreife vorbei, ohne sich jedoch um den Bus zu kümmern. Ein Businsasse gab den Polizisten ein Zeichen und die rückten sofort an. Mittlerweile drängte die Hälfte der Businsassen nach vorne, um zu sehen was passiert war. Die Person, die in die Scheibe geknallt war, musste schlimm zugerichtet gewesen sein, denn die Jugendlichen kehrten geschockt auf ihre hinteren Sitze zurück. Die Polizei kam in den Bus, der Fahrer öffnete die Türen fast alle Insassen stiegen aus. Zu tun gab es nichts mehr, denn die Ambulanz war schon im Anmarsch.

Ich denke kaum, dass dies der einzige blutige Vorfall der Nacht war. Von Bussen hatte ich jedenfalls genug und lief mehr als eine halbe Stunde zufuss nach Hause.


Musikbands in Sderot Rothschild (Rothschild Boulevard) 





Die Anwohner des Rothschild Boulevard zogen gleich ihre eigenen Hausparties mit ab.





Dienstwagen der Grenzpolizei



Photos: Miriam Woelke

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