Sonntag, 17. Juli 2011

ISRAEL: Studenten demonstrieren gegen zu hohe Mieten

B”H

Nach dem Aufstand um den zu teuer gewordenen Hüttenkäse sowie weitere Milchprodukte geht es nun gegen die überteuerten Mieten unseres Landes. Innerhalb der letzten VIER Jahre, und man lese genau, stiegen die israelischen Mieten um 63 % an ! Besonders betroffen die Großstädte Tel Aviv und Jerusalem. Doch selbst Orte wie Beersheva, Rehovot, Nes Ziona, Zfat, Tiberias, Bat Yam, Holon, Rishon LeZion oder Netanya legten mächtig zu. Wo soll man heute noch billig wohnen, das ist die Frage, die kaum mehr jemand beantworten kann. In einer Siedlung in der Pampa ist es verhältnismässig günstig, doch was soll ich als Stadtmensch dort ? Versucht habe ich die Peripherie vor einigen Monaten, musste jedoch feststellen, dass die Abgeschiedenheit nichts für mich ist.

Hersteller und Hausbesitzer treiben mit dem Israeli, was sie wollen, denn Protest ist eigentlich nicht zu erwarten. Zwar wird gemeckert, aber damit hat sich die Sache dann auch wieder. Jeder von uns ist so sehr mit sich beschäftigt, da bleibt kein Spielraum mehr für tolle Proteste und Aufruhr. Die Studenten zeigen nun, dass es auch anders geht und richteten Demo – Zeltstädte ein. Auf Tel Avivs noblem Rothschild Boulevard hausen zahlreiche Studenten in Zelten, denn eine Wohnung können sie sich nicht mehr leisten. Immer mehr billige Studentenbuden werden abgebaut und in Luxusschuppen verwandelt. Geld, Geld, Geld, das ist es, was in Tel Aviv zählt. Nur sind die Jerusalemer und sogar die Zfatim (Zfat, Safed) oder Tverianer (Tiberias) im Norden auch auf den Geschmack gekommen und treiben die Mietpreise rauf.

Am gestrigen Schabbat besuchten Tausende die Zeltstadt der Studenten in der Rothschild und ich will mich heute dort einmal umsehen. Angeblich soll es auf dem Jerusalemer Kikar Zion auch eine solche Zeltdemo geben. Die Ben Gurion Uni in Beersheva plant ebenfalls nachzuziehen.

Von der Zeltstadt weniger begeistert zeigen sich die Geschäftsleute in der Rothschild, denn die meinen, dass die Studenten endlich einmal umdenken sollten. Nicht jeder könne sich eben eine Bleibe auf dem Rothschild Boulevard leisten und in dem Fall zieht Student halt auch einmal ins günstigere Yad Eliyahu, Schechunat HaTikwah oder Umgebung. Wieso muss es immer Rothschild oder Shenkin sein ? 


 Zeltdemo in der Rothschild



Fakt ist, dass derlei Zeltdemos, und ich habe schon viele erlebt, in Israel noch nie zu etwas führten. Die Tel Aviver Rebellen scheinen ihren Mietkampf immer mehr politisch auszurichten und allein das ist ein Fehler. Gestern wurde die Knessetabgeordnete Miri Regev (LIKUD) bei ihrem Besuch zuerst mit Wasser übergossen und dann rausgeworfen. Ferner existieren im Land diverse radikale Linksausrichtungen, welche derartige Demos stets tatkräftig unterstützen, um sich so selber ins Gespräch zu bringen. Die Organisation SHATIL ist dafür besonders bekannt und ihr Ziel ist und bleibt es, Netanyahu zu stürzen. Nur scheiterte Shatil schon mit Vicky Knafo und Israel Twito, die da in der Vergangenheit Zeltdemos für die Armen errichteten. Die Zeltdemos schalten sich gewöhnlich nach einiger Zeit immer selbst aus, da zuviele Leute mitmischen, zuviele Grüppchen entstehen und das Ruder übernehmen wollen. 

Deswegen bin ich gespannt, wie sich die Rothschild Demo entwickeln wird. Mietensenkungen sind jedoch kaum zu erwarten. Eher das Gegenteil !

2 Kommentare:

  1. 63%???? AUA! Das ist wirklich krass!
    Da drücke ich die Daumen, dass die Proteste diesmal was nützten!

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  2. B"H

    Die Prognose fuer die nahe Zukunft lautet: Die Mieten steigen weiter, denn die Nachfrage ist da und der Wohnungssuchende zahlt. Auch dann, wenn er sein Gehalt dem Vermieter in den Rachen wirft und selber kaum etwas zu beissen hat.

    Uebrigens war ich gerade auf der Zeltdemo in der Rothschild und stelle in den kommenden Stunden Photos in den Blog !

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