Montag, 17. September 2007

Kviut

B"H

Nur ein Teil der israelischen Arbeitnehmer sind im Besitz der Kviut, eines festen und unbefristeten Arbeitsverhaeltnisses mit allen Rechten wie z.B. Rentenzahlungen, Ueberstundenzuschlag, Feiertagsgeld. Fast die Haelfte aller Israelis arbeitet auf Zeit oder unterbezahlt.

Die begehrte Kviut wird nicht von allen Arbeitgebern angeboten und falls ja, haben Unternehmen eine ganz besondere Idee entwickelt, um die Kviut gesetzlich zu umgehen.
Gewoehnlich stellt ein Arbeitgeber nach spaetestens drei Jahren Betriebszugehoerigkeit einen Arbeitnehmer fest ein. Dies ist bei israel. Regierungsangestellten oder der Hebraeischen Universitaet Jerusalem der Fall, aber auch anderswo. Viele Arbeitgeber jedoch lassen die Mitarbeiter erst einmal schuften und kurz vor dem Datum der Kviut wird ihnen gekuendigt. Vor allem die Hebraeische Universitaet in Jerusalem ist fuer diese Methode bekannt. Aber nicht nur sie, sondern vom Gross - bis hin zum Kleinbetrieb bilden diese Praktiken keine Ausnahme.

Ueberwiegend Neueinwanderer haben es da schwer, weil sie dringend Jobs benoetigen und selbst unterbezahlte Taetigkeiten annehmen, um die sich kein gebuertiger Israeli schert. Dazu kommt, dass Neueinwanderer in der Regel ihre Arbeitsrechte kaum oder gar nicht kennen.

Seit neuestem aendert sich das Gesellschaftsbild etwas. Immer mehr Arbeiter tun sich zusammen und gruenden ihre eigenen Initiativen. Sie wollen mit den Betrieben verhandeln und mehr Rechte erstreiten. Neueinwanderer sind meistens bessere Arbeitsrechte aus ihren Heimatlaendern gewohnt und sobald sie nach Israel kommen, geraten sie in Rage. Die israelische Arbeitnehmerschaft ist zu schwach und desinteressiert, um sich gemeinsam zu organisieren und den Unternehmen Paroli zu bieten.

Diese Aussage kann ich nur bestaetigen, denn bei meinem Teilzeitjob in der Baeckerei geht es genauso zu. Als einzige Angestellte, die nicht in Israel aufwuchs, regte mich das Desinteresse der Kollegen auf. Alle jammern ueber Ueberstunden und zuwenig Lohn, aber keiner tut etwas. Jeder redet den ganzen Tag vom Kuendigen, doch keiner rafft sich zu irgendetwas auf. Kommt der Boss herein, wird geschleimt, ist er wieder draussen, wird gelaestert.
Seit August habe ich meine Arbeitsstunden dort auf ein Minimum reduziert, da ich mich auf ganz andere Dinge konzentriere und in der naechsten Zeit werde ich in der Baeckerei ganz aufhoeren.
Nun ist es bei Betrieben ueblich, vor Pessach und Rosh HaShana die sogenannten "Tluschim - Geschenkgutscheine" zu verteilen und auch so in der Baeckerei. Allerdings sieht unser Boss nicht ein, dass jeder der ueber 30 Angestellten die gleiche Gutscheinsumme bekommt. Er will Leistung sehen oder zumindest sollte jemand mehrere Jahre im Betrieb arbeiten. Und so wurden Gutscheine mit unterschiedlichen Summen verteilt.

Anstatt sich ueberhaupt ueber die niedrigen Summen beim Boss aufzuregen, schaute jeder auf den anderen, wieviel der bekam. Beispiel: Ich bekam die hoechste Summe, obwohl ich dort nur noch wenige Stunden pro Woche arbeite, aber dennoch bin ich schon ueber drei Jahre beschaeftigt. Anderen passte meine Summe nicht, weil sie der Meinung sind, dass nur ihnen allein alles zusteht.

Genau das ist das israelische Arbeitnehmerproblem. Anstatt gemeinsam etwas erreichen zu wollen, wurschtelt jeder allein vor sich hin. Hauptsache er allein bekommt mehr Geld und alles andere ist ihm egal.

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